Die Stimmung in der chinesischen Wirtschaft hat sich spürbar verschlechtert. Und mit dem Brexit-Votum ist für die zweite Jahreshälfte ein weiterer Unsicherheitsfaktor dazugekommen.
Der Einkaufsmanagerindex (PMI) des Wirtschaftsmagazins «Caixin» für das herstellende Gewerbe fiel im Juni so schnell wie seit vier Monaten nicht mehr auf 48,6 Punkte, wie das Blatt am Freitag berichtete. Es war mit einem Minus von 0,6 Punkten gegenüber dem Vormonat der dritte monatliche Rückgang in Folge.
Auch der offizielle Einkaufsmanagerindex des Statistikamtes und Logistikverbandes, der stärker staatliche Unternehmen berücksichtigt, war rückläufig. Er fiel zwar nur leicht um 0,1 auf 50,0 Punkte, doch war es der schwächste Stand seit Februar. Unterhalb der kritischen Grenze von 50 Punkten ist von einem Rückgang der Produktionstätigkeit auszugehen, darüber von einer Expansion.
Die Stimmung in den Chefetagen chinesischer Unternehmen zeigt nach Einschätzung der australischen ANZ Bank, dass China im zweiten Quartal weniger als die 6,7 Prozent Wachstum von Januar bis März erreichen wird. Anlageinvestitionen und Detailhandelsumsätze seien im Juni zurückgegangen. Auch das Wachstum der Industrieproduktion sei gebremst. Der Dienstleistungsbereich werde den Abschwung der alten Wachstumstreiber nicht auffangen können, so dass wohl nur 6,5 Prozent Wachstum erreicht werden, meinten die ANZ-Experten.
Das Votum der Briten für einen Ausstieg aus der Europäischen Union stelle ein neues Risiko für die Nachfrage aus dem Ausland und eine Herausforderung für das herstellende Gewerbe in China in der zweiten Hälfte des Jahres dar, heisst es in der Analyse. Chinas Regierung plant für dieses Jahr ein Wachstum von 6,5 bis 7 Prozent. Im vergangenen Jahr ist die chinesische Wirtschaft mit 6,9 Prozent so langsam wie seit 25 Jahren nicht mehr gewachsen.