Eine Schlechtwetterfront war offenbar die Ursache für den Absturz eines Passagierflugzeugs nahe der pakistanischen Hauptstadt Islamabad, bei dem alle 127 Insassen ums Leben kamen. Das erklärten am Wochenende sowohl Vertreter der Fluggesellschaft Bhoja als auch der Armee und der zivilen Luftfahrtbehörde CAA.
Aufgebrachte Angehörige der Opfer warfen den Behörden Unfähigkeit vor, der Bhoja-Chef darf das Land vorerst nicht verlassen. Die Boeing 737-200 war fast 30 Jahre alt. Das Alter der von einer südafrikanischen Fluglinie gekauften Maschine habe mit dem Absturz aber nichts zu tun, versicherte eine Bhoja-Sprecherin.
„Es gab keinerlei technisches Problem, Grund war das schlechte Wetter“, sagte Masham Zafar. Auch Vertreter des Militärs und der CAA führten das Unglück auf Sturm und Hagelschauer zum Zeitpunkt des Landesanflugs auf Islamabad zurück.
„Niemand hat überlebt. Es gab keine Möglichkeit zu überleben bei diesem Absturz“, sagte der Luftfahrtbeamte Junaid Khan. Waseem Khawaja vom grössten Spital in Islamabad sagte, es seien mehr als hundert Leichen eingeliefert worden.
Vorwürfe an die Behörden
Trotz des Feuers seien die meisten Leichen nicht verbrannt, und mehr als die Hälfte der Opfer sei bereits identifiziert worden. Die Boeing 737 war am Freitag auf dem Flug von der Küstenmetropole Karachi kurz vor der Landung in Islamabad während eines Gewitters auf dem Boden aufgeprallt und in Flammen aufgegangen.
Wrackteile der Maschine seien nahe des Dorfs Hussain Abad über einen Radius von zwei Kilometern verstreut, sagte der Leiter der Bergungsarbeiten. An Bord der Maschine waren 121 Passagiere, darunter elf Kinder, sowie sechs Besatzungsmitglieder.
Am Flughafen von Islamabad versammelten sich Angehörige, um auf Passagierlisten nach den Namen ihrer Familienmitglieder zu suchen. Im Spital waren zahlreiche Angehörige in Tränen aufgelöst.
Viele machten ihren Ärger über die „absolute Inkompetenz“ der Behörden Luft. Eine Frau sagte, „zwei solche Unglücke in zwei Jahren, und der Präsident und der Regierungschef tun nichts“.
Im Juli 2010 waren beim Absturz eines Linienflugzeugs während des Landeanflugs auf Islamabad 152 Menschen ums Leben gekommen. Auch damals herrschten heftiger Regen und schlechte Sicht. Es war das folgenschwerste Flugunglück in Pakistan seit 18 Jahren.
Fluglinien-Chef sitzt fest
Ein Mann, der einen Cousin verlor, warf den Fluglotsen vor, das Flugzeug nicht umdirigiert zu haben. Bhoja wiederum habe „Menschen geopfert, nur um Treibstoff zu sparen“. Die Fluglinie hatte im Jahr 2000 auf Anordnung der Luftfahrtbehörden wegen finanzieller Schwierigkeiten ihren Betrieb einstellen müssen.
Erst m März hatte sie die Binnenflüge mit mehreren Boeing 737 zwischen Islamabad und Karachi wieder aufgenommen. Ob bei der Wiederaufnahme der Flüge wirklich alle Sicherheitsvorschriften eingehalten wurden, soll nun geprüft werden.
Fluglinien-Chef Farooq Bhoja darf Pakistan vorerst nicht verlassen. Er sei auf die sogenannte „Ausreise-Kontrollliste“ gesetzt worden, teilte das Innenministerium in Islamabad mit.