Schnellstarter Deutschland beginnt gegen Portugal

Deutschland startet heute in Salvador mit seinem 100. Endrundenspiel zur WM in Brasilien. Mit Portugal um Starspieler Cristiano Ronaldo wartet um 18.00 Uhr gleich die wohl höchste Hürde der Gruppe G.

DFB-Auswahl nimmt 100. WM-Endrundenspiel in Angriff (Bild: SI)

Deutschland startet heute in Salvador mit seinem 100. Endrundenspiel zur WM in Brasilien. Mit Portugal um Starspieler Cristiano Ronaldo wartet um 18.00 Uhr gleich die wohl höchste Hürde der Gruppe G.

Brasilien ist mit fünf Siegen zwar der Rekord-Weltmeister, aber nicht einmal die Seleçao kommt auf so viele WM-Spiele wie Deutschland, das gegen Portugal als erste Mannschaft überhaupt die magische Marke von 100 Partien erreicht. Die Brasilianer standen beim 3:1 gegen Kroatien zum 98. Mal im Einsatz. Das historische Ereignis will auch der deutsche Edel-Fan Nummer 1 vor Ort verfolgen. Bundeskanzlerin Angela Merkel markiert bereits in der Vorrunde Präsenz.

Die Deutschen wären aber nicht die Deutschen, wenn sie ihren Blick nicht schon weiter voraus richten würden. Ihr Ziel in Brasilien ist der Sieg in ihrem 106. WM-Spiel, was gleichbedeutend mit dem Titel wäre. Traditionell sind die Deutschen schon von Beginn weg bereit. Seit 1990 gewannen sie ihren ersten Match ohne Ausnahme, und Portugal ist ein Gegner, dem sie zuletzt dreimal in Folge an grossen Turnieren das Nachsehen gaben.

Bei der WM 2006 im eigenen Land gewann Deutschland gegen Portugal das Duell um Platz 3 in Stuttgart 3:1, im Viertelfinal der EM 2008 siegten die Deutschen in Basel 3:2, und vor zwei Jahren gab es zum EM-Auftakt im ukrainischen Lwiw einen 1:0-Erfolg. Die letzte deutsche Niederlage liegt 14 Jahre zurück. Ein 0:3 besiegelte damals das Vorrunden-Aus bei der EM 2000. Insgesamt präsentiert sich die Bilanz der direkten Vergleiche klar positiv. Neun Siegen stehen nur drei Niederlagen gegenüber, fünfmal trennte man sich unentschieden.

Bundestrainer Joachim Löw ist mit einem Durchschnittswert von 2,2 Punkten der erfolgreichste deutsche Coach überhaupt – allerdings mit dem Makel, noch immer ohne Titel dazustehen. Den gab es für Deutschland letztmals an der EM 1996.

Viel wird gegen Portugal davon abhängen, wie der zum Rechtsverteidiger umgepolte Jérôme Boateng mit Cristiano Ronaldo zurecht kommt. Portugals Starspieler litt zuletzt an Knie- und Oberschenkel-Beschwerden, scheint aber rechtzeitig wieder fit zu sein. «Er macht die entscheidenden Dinge», sagt Löw. Dennoch will er den Gegner nicht auf dessen Superstar reduzieren. «Deutschland spielt gegen Portugal, nicht gegen Ronaldo.»

Löw wartet mit einigen Umstellungen auf. Erstmals an einer WM wird Captain Philipp Lahm im defensiven Mittelfeld eingesetzt – und die Abwehrkette wird von vier Innenverteidigern gebildet. Sami Khedira soll nur sieben Monate nach seinem Kreuzbandriss ein Leader sein, derweil Bastian Schweinsteiger der prominenteste Mann auf der Ersatzbank sein wird. Dort sitzt wohl zumindest zu Beginn auch Miroslav Klose, dem nur ein Tor zum WM-Rekord des Brasilianers Ronaldo (15 Treffer) fehlt.

Portugals Coach Paulo Bento, seit 2010 im Amt, misst der Partie noch nicht die ganz grosse Bedeutung zu: «Ein erstes Spiel ist nie entscheidend. Wir haben an der EM 2012 gegen Deutschland verloren und trotzdem die Halbfinals erreicht. Und 1986 gab es zum Start einen Sieg gegen England, danach sind wir noch in der Vorrunde ausgeschieden.»

Ghana – der Angstgegner der USA

In der zweiten Partie der Gruppe G gilt: verlieren verboten. Bei Ghana gegen die USA mit Kickoff um Mitternacht in Natal wird wohl nur der Gewinner weiter auf die Qualifikation für die Achtelfinals hoffen dürfen. Die Vorteile scheinen bei den Afrikanern zu liegen, zumindest wenn man auf die letzten beiden Endrunden-Begegnungen abstellt. 2010 in Südafrika warfen die Ghanaer die USA mit einem 2:1-Erfolg nach Verlängerung aus dem Turnier, vier Jahre zuvor in Deutschland hatten sie dies schon in der Vorrunde mit einem 2:1 im abschliessenden Gruppenspiel getan.

Kevin-Prince Boateng, der Halbbruder des für Deutschland spielenden Jérôme, ist sicher: «Wir sind noch stärker als 2010.» Damals scheiterten die «Black Stars» erst in den Viertelfinals an Uruguay. Es war eine Niederlage, die besonders schmerzte. Asamoah Gyan setzte in der Nachspielzeit der Verlängerung einen Penalty an die Latte. Damit wurde es wieder nichts mit der ersten Halbfinal-Qualifikation einer afrikanischen Mannschaft. Denn im Elfmeterschiessen verlor Ghana 3:5.

Gyan wird auch in Brasilien die Sturmspitze bilden. Mit ihm einlaufen wird wohl auch Verteidiger Samuel Inkoom, der frühere Basler, der die vergangene Saison bei Platanias Chania engagiert war, einem auf Kreta beheimateten Verein der höchsten griechischen Spielklasse.

Wichtigster Mann bei den Amerikanern ist Michael Bradley, der Sohn von Bob Bradley, Jürgen Klinsmanns Vorgänger als Trainer der US-Boys. Klinsmann hat die USA 2011 übernommen und nimmt nach 2006, als er mit Deutschland die Heim-WM auf Platz 3 beendete, seinen zweiten Anlauf als WM-Trainer.

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