Schockzustand in Mexiko nach mutmasslichem Studenten-Massaker

Die 43 vor sechs Wochen in Mexiko verschleppten Studenten sind wahrscheinlich tot. Das Geständnis von drei mutmasslichen Kriminellen versetzt dem Land einen Schock. Nach einem einwöchigen Solidaritätsmarsch erreichten Demonstranten am Sonntag die Hauptstadt.

Demonstranten liegen auf Zócalo-Platz in Mexiko-Stadt (Archiv) (Bild: sda)

Die 43 vor sechs Wochen in Mexiko verschleppten Studenten sind wahrscheinlich tot. Das Geständnis von drei mutmasslichen Kriminellen versetzt dem Land einen Schock. Nach einem einwöchigen Solidaritätsmarsch erreichten Demonstranten am Sonntag die Hauptstadt.

Am Freitag hatte die Generalstaatsanwaltschaft mitgeteilt, dass drei Verdächtige den Mord an den Lehramtsstudenten eingeräumt hätten. Die Ermittler zeigten Videos der Verhöre, in denen die Männer die Tat detailliert schildern. Sie hätten eine grössere Gruppe getötet und die Leichen verbrannt.

Aus Solidarität mit den Opfern waren 43 Vertreter sozialer Organisationen – einer für jeden Studenten – in den vergangenen Tagen rund 200 Kilometer vom Bundesstaat Guerrero nach Mexiko-Stadt marschiert.

«Wir sehen uns einem nationalen Notstand wegen der schlechten Sicherheitslage gegenüber», sagte der der Sprecher der Bewegung 43×43, José Alcaraz García, nach der Ankunft am Zielort. «Wir glauben an die Bürgerschaft, um die Dinge zu ändern. Nicht an die offiziellen Stellen, die sich als ineffizient herausgestellt haben.»

Sturm auf Nationalpalast

Die Wut entlädt sich auch auf der Strasse: Aufgebrachte Demonstranten versuchten am Samstagabend (Ortszeit), den Nationalpalast in Mexiko-Stadt zu stürmen. Sie legten Feuer an einer der Pforten des Gebäudes am zentralen Platz Zócal. Zuvor hatten sie vor dem Sitz der Generalstaatsanwaltschaft Aufklärung über das Schicksal der jungen Leute gefordert.

Auch in Guerreros Hauptstadt Chilpancingo griffen vermummte Demonstranten die Provinzregierung an. Sie steckten mehrere Autos vor dem Regierungssitz an und schleuderten Steine auf das Gebäude. «Lebend habt ihr sie uns genommen, lebend wollen wir sie zurück», sprühten die Demonstranten an eine Wand.

«Ohne Zweifel Massenmord»

Nahe der Ortschaft Cocula in Guerrero entdeckten die Ermittler Asche und Zähne. «Ohne Zweifel hat es dort einen Massenmord gegeben. Wir müssen jetzt die Toten identifizieren, um zu klären, ob es sich wirklich um die Studenten handelt», sagte Generalstaatsanwalt Jesús Murillo Karam. Bis es so weit ist, gelten die jungen Leute offiziell weiter als vermisst. Die Proben werden in einem Universitätslabor im österreichischen Innsbruck untersucht.

Ende September waren die Studenten eines linksgerichteten Lehrerseminars in der Stadt Iguala von Polizisten verschleppt worden. Später wurden sie Zeugenaussagen zufolge an Mitglieder der Bande «Guerreros Unidos» übergeben. Die Verdächtigen sagten nun, sie hätten die Entführten getötet, ihre Leichen mit Benzin übergossen und in Brand gesteckt. Die sterblichen Überreste seien in einen Fluss geworfen worden.

Drahtzieher der Tat soll das Bürgermeister-Ehepaar von Iguala sein. Anscheinend wollte Bürgermeister José Luis Abarca verhindern, dass die Studenten eine Rede seiner Frau als Vorsitzende des örtlichen Wohlfahrtsverbands stören. Die Lehramtsstudenten sind Indigene aus einfachen Verhältnissen und für ihren politischen Aktivismus bekannt.

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