Der Schriftsteller und Pfarrer Kurt Marti ist am Samstag im Alter von 96 Jahren in Bern verstorben. Dies teilte seine Familie gleichentags mit.
Kurt Martis erster Mundart-Gedichtband «rosa loui» war 1967 eine Sensation. Das Titelgedicht des Bändchens lautet: «so rosa/ wie du rosa/ bisch/ so rosa/ isch/ kei loui süsch// o rosa loui/ rosa lou/ i wett so rosa/ wär ig ou». Wer in Schweizer Wandergebieten nicht so gut bewandert ist – und das werden die meisten sein – könnte den Text für ein Liebesgedicht halten. Dabei geht es um einen Flurnamen im Berner Oberland.
Der Literaturkritiker Werner Weber schwärmte damals: «Die Röseli- und Gemüsegartenmissverständnisse, die Küsschenschämigkeiten und die Scheiden-tut-weh-Schleichereien: der ganze Trauerwonnezauber, in welchem die Mundart für den Dichter nicht einmal mehr dichtet und denkt, sondern nur noch selbsttätig abschnurrt – es ist überwunden. Der Mann, der es zustande gebracht hat, heisst Kurt Marti.»
Krusten aufgebrochen
Kurt Marti wurde am 31. Januar 1921 in eine Berner Notariatsfamilie hineingeboren. Er besuchte zusammen mit Friedrich Dürrenmatt das Freie Gymnasium in Bern. Danach studierte er zwei Semester Jurisprudenz, bevor er sich für Theologie entschloss.
Nach Kriegsende verdingte er sich als Praktikant in der ökumenischen Kriegsgefangenenseelsorge in Paris. 1949 war er Pfarrer in Leimiswil, 1950-1960 in Niederlenz und 1961-1983 an der Nydeggkirche in Bern.
Auch in der Theologie brach er als engagierter Linker – wie in der Lyrik – Krusten auf. Das Vaterunser dichtete er 1980 um in «unser vater/ der du bist die mutter/ die du bist der sohn/ der kommt/ um anzuzetteln/ den himmel/ auf erden».
Die letztjährigen Solothurner Literaturtage widmeten Kurt Marti zum 95. Geburtstag eine Hommage. Bundesrätin Simonetta Sommaruga sagte zu diesem Anlass, sie habe einst von Marti eine Karte erhalten, die sie bis heute regelmässig lese.