Der 28-jährige Schweizer, der in der Nacht auf Sonntag eine Frau in Hirschthal AG anschoss, wollte offenbar das 18-jährige Opfer töten. Vermutlich stellte er bereits anderen Passantinnen nach. Der geständige Täter befindet sich in Haft. Das Motiv bleibt rätselhaft.
Gegen ihn sei ein Verfahren wegen eines versuchten Tötungs- sowie wegen eines versuchten Sexualdelikts eröffnet worden, sagte Elisabeth Strebel, Mediensprecherin der Staatsanwaltschaft.
Der Schweizer sei vor dem Delikt der Polizei nicht bekannt gewesen und habe keinen Eintrag im Strafregister gehabt. Für ihn sei Untersuchungshaft beantragt worden. Zudem wurde ein psychiatrisches Gutachten in Auftrag gegeben. Nach Stand der Ermittlungen seien aufgrund seines Lebenslaufs keine psychischen Probleme bekannt.
Die Polizei veröffentlichte an der Medienkonferenz ein Foto sowie den vollen Namen des Mannes. Sie sucht weitere Personen, die vom 28-Jährigen angesprochen, belästigt oder angegriffen wurden. Aufgrund der Medienberichte meldete sich bereits eine junge Frau.
Die Polizei geht davon aus, dass der 28-Jährige bereits früher im Kanton Aargau oder in anderen Regionen junge Frauen belästigte, Kontakt suchte und vielleicht verfolgt hat. Allenfalls habe er bereits früher Frauen angegriffen.
Kratzen und Schreien als Rettung
Das Opfer habe nur überlebt, weil es sich beherzt gegen den Angreifer gewehrt und ihn im Gesicht gekratzt habe. Dies sagte Urs Winzenried, Chef Kriminalpolizei der Kantonspolizei Aargau, am Dienstag vor den Medien in Aarau. Die Frau habe laut geschrien, worauf der Mann von ihr abliess.
Die Frau konnte nach Hause rennen, wo ihre Mutter sofort die Polizei alarmierte. Das Opfer gab der Polizei eine präzise Beschreibung des Täters ab und sagte, dass sie ihm vielleicht Verletzungen im Gesicht zugefügt habe.
Die Polizei konnte die Frau kurz befragen und mit ihr am Tatort vorbeifahren, damit sie den genauen Ort bezeichnen konnte. Danach wurde sie ins Spital gebracht. Die Polizei ging zu diesem Zeitpunkt immer noch von einem Schlag auf den Hinterkopf aus.
Täter ging zum Tatort zurück
„Der Täter machte den Fehler, dass er zurück an den Tatort wollte, um sich der Waffe, die er im Kampf verloren hatte, wieder zu behändigen,“ sagte Winzenried. In der Nähe des Tatorts begegnete er einer der aufgebotenen Polizeipatrouillen.
Diese nahm den Mann aufgrund des zutreffenden Signalements sowie den Gesichtsverletzungen fest. Noch auf der Fahrt auf den Polizeiposten habe er ein erstes Geständnis abgelegt, sagte Winzenried.
Glücklicherweise habe die Waffe oder die Munition des geständigen Täters – eine Pistole – nicht richtig funktioniert, sagte Winzenried. Es handelt sich nicht um eine Armeewaffe. Aus der Pistole sei ein einziger Schuss abgegeben worden.
Am Wohnort wurde noch ein kleinkalibriges Gewehr sowie ein Dolch gefunden. Über einen Waffenerwerbsschein verfügte der Mann nicht. Die Herkunft der Waffen wird nun abgeklärt.
Opfer bemerkte Verfolgung
Der 28-Jährige hatte in der Nacht auf Sonntag in Hirschthal eine Frau zu Fuss verfolgt. Die 18-Jährige war um 00.40 Uhr am Bahnhof Hirschthal angekommen. Auf dem Heimweg bemerkte sie ihren Verfolger und ging schneller.
Ohne Vorwarnung spürte sie plötzlich einen Schlag auf den Hinterkopf. Darauf wurde sie vom Mann attackiert, wehrte sich jedoch. Der Angreifer liess von ihr ab und flüchtete. In einer blutenden Kopfwunde des Opfers fanden Ärzte später ein Projektil.
Die Frau wurde nicht lebensbedrohlich verletzt und konnte das Spital am Montagmorgen ohne schwerwiegende äussere Verletzungen verlassen. Sie wird psychologisch betreut.