Schuldenkrise im Zentrum von Merkels China-Besuch

China erwägt, den Euro-Staaten im Kampf gegen die Schuldenkrise stärker unter die Arme zu greifen. Das sagte Ministerpräsident Wen Jiabao nach einem Gespräch mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel am Donnerstag in Peking.

Bundeskanzlerin Angela Merkel und Ministerpräsident Wen Jiabao (Bild: sda)

China erwägt, den Euro-Staaten im Kampf gegen die Schuldenkrise stärker unter die Arme zu greifen. Das sagte Ministerpräsident Wen Jiabao nach einem Gespräch mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel am Donnerstag in Peking.

China denke darüber nach, über den aktuellen Euro-Rettungsschirm EFSF oder den künftigen Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) „mehr an der Überwindung der Schuldenkrise mitzuwirken“, sagte Wen. Zugleich betonte er, dass China auch eine wichtige Rolle des Internationalen Währungsfonds (IWF) befürworte.

Seine Regierung prüfe, wie China mehr Mittel für den IWF bereitstellen könne. Auch Merkel betonte, China sei aus seiner „allgemeinen Verantwortung für eine stabile Weltwirtschaft“ bereit, sich mit für einen stabilen Euro einzusetzen.

EU soll Probleme selbst lösen

China spielt mit seiner wachsenden Wirtschaftskraft auch eine grosse Rolle bei der von IWF-Chefin Christine Lagarde geplanten Aufstockung der Krisenmittel des IWF um 500 Milliarden Euro. Die USA lehnen eine Beteiligung bisher ab, die Schwellenländer reagieren zurückhaltend.

So deutlich wie selten mahnte Wen aber, dass die EU zunächst ihre Probleme anpacken und sich der Bedeutung ihrer Krise für die gesamte Welt bewusst sein müsse. „Die Lösung der Schuldenkrise ist angesichts der kritischen Weltwirtschaftslage ausgesprochen dringend und wichtig.“

Die EU sei der grösste Währungsraum der Welt. Deshalb betreffe ihr Schicksal auch China. Grundlage und Schlüssel der Bewältigung der Schuldenkrise seien eigene Anstrengungen der EU, sagte er. Die Schuldenländer sollten schmerzhafte Entscheidungen treffen, um ihre Haushalte in den Griff zu bekommen.

Merkel forderte erneut „faire und freie Wirtschaftsbeziehungen“ zwischen Deutschland und China und hob den Schutz geistigen Eigentums hervor. Bereits am Vormittag hatte die CDU-Vorsitzende in einer Rede vor der Chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften (CASS) auf faire Wettbewerbsbedingungen gedrängt.

Merkel wird am Freitag ihren Besuch in China mit einem Treffen mit Staatspräsident Hu Jintao fortsetzen. Danach wird sie in Begleitung von Wen – laut Diplomaten eine „besondere Geste“ – nach Kanton weiter reisen.

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