Schuldfrage des Angriffs auf pakistanische Soldaten unklar

Nach dem NATO-Luftangriff auf zwei pakistanische Militärposten im Grenzgebiet zu Afghanistan mit 24 Toten schieben sich die Parteien gegenseitig die Schuld in die Schuhe. Es drohen diplomatische Verstimmungen.

Antiamerikanische Proteste in Pakistan (Bild: sda)

Nach dem NATO-Luftangriff auf zwei pakistanische Militärposten im Grenzgebiet zu Afghanistan mit 24 Toten schieben sich die Parteien gegenseitig die Schuld in die Schuhe. Es drohen diplomatische Verstimmungen.

Die pakistanische Armee geht von einem vorsätzlichen Angriff des NATO-Bündnisses aus. Die Afghanistan-Schutztruppe Isaf sei über den Standort eines jeden pakistanischen Armeeposten informiert, sagte Militärsprecher Athar Abbas am Montag dem Sender Geo TV. Bei dem Angriff habe es sich nicht um ein Missverständnis gehandelt.

Derweil kündigte die USA eine eigene Untersuchung des NATO-Luftangriffs in Pakistan an. Ein Verantwortlicher dafür solle bis Montag benannt werden, verlautete am Sonntag aus dem Verteidigungsministerium in Washington. Auch die NATO untersucht den Vorfall.

Möglicherweise sind afghanische Soldaten für die tödlichen Luftangriffe auf pakistanische Soldaten verantwortlich. Die afghanischen Truppen seien an der Grenze zu Pakistan unter Beschuss geraten und hätten Unterstützung der NATO angefordert, hiess es laut dem „Wall Street Journal“ aus afghanischen Regierungskreisen.

Pakistaner verbrennen Obama-Bild

Pakistan erhöht nach dem Angriff seinerseits den Druck auf die USA. Pakistan drohte, die Zusammenarbeit bei den Friedensbemühungen in Afghanistan drastisch einzuschränken. „Das könnte ernste Konsequenzen für die Art und den Umfang unserer Kooperation haben“, sagte Militärsprecher Abbas am Montag der Nachrichtenagentur Reuters.

Doch nicht nur von Seiten der pakistanischen Regierung regt sich der Widerstand gegen die Militärinterventionen westlicher Nationen. Aus Empörung über den NATO-Angriff demonstrierten zahlreiche Pakistaner am Sonntag gegen die Macht der USA.

In der Hafenstadt Karachi versammelten sich vor dem US-Konsulat rund 700 Demonstranten mit Sprechchören wie „Nieder mit Amerika!“ Sie verbrannten ein Bild von US-Präsident Barack Obama. In Multan wurden bei einer Demonstration mit mehr als 300 Teilnehmern US- und NATO-Flaggen verbrannt.

China „tief geschockt“

China zeigte sich „tief geschockt“ über den Angriff. Der Sprecher des Aussenministeriums, Hong Lei, sagte, die Souveränität und territoriale Integrität Pakistans müsse respektiert werden. China sei sehr besorgt über den Zwischenfall, der eingehend untersucht werden müsse.

China pflegt traditionell ein enges Verhältnis zu Pakistan, das im Zuge der Verschlechterung seiner Beziehungen zu den USA eine grössere Nähe zu der aufstrebenden asiatischen Macht sucht.

Nächster Artikel