Nach 2009, 2012 und 2013 wird Nino Schurter im olympischen Cross Country zum vierten Mal Weltmeister. Der Bündner setzt sich in Andorra 10 Sekunden vor seinem Dauerrivalen Julien Absalon (Fr) durch.
In der letzten Saison hatte Nino Schurter sowohl im Gesamtweltcup als auch an den Weltmeisterschaften in Norwegen Julien Absalon den Vortritt lassen müssen, nun konnte der Schweizer das Blatt in beiden Sparten zu seinen Gunsten wenden.
Nachdem sich die zwei derzeit stärksten Fahrer in Vallnord nach guten Starts vom Rest der Konkurrenz abgesetzt hatten, konnte Schurter im Duell mit Absalon in der zweitletzten Runde die Vorentscheidung herbeiführen. Der Bündner spielte in jener Phase insbesondere seine technischen Fähigkeiten aus. Er zog da um zirka zehn Sekunden davon und konnte diesen Vorsprung bis ins Ziel verwalten. Schurter meinte hinterher: «In den Abfahrten habe ich das Rennen gewonnen.»
Schurter berichtete von einem «harten Rennen». Er habe unter der dünnen Luft auf rund 2000 Metern über Meer ebenfalls gelitten. Zwischenzeitlich sei er sich nicht mehr sicher gewesen, ob er im grossen Stil um den Titel mitkämpfen könne.
Angesprochen auf seine Taktik erklärte Schurter: «Ich hatte den Wettkampf nicht zu schnell angehen wollen. Denn wenn man in dieser Höhe überzieht, erholt man sich nicht mehr so rasch. In dieser Lage kommt es einen vor, als ob man mit Standgas unterwegs ist. Man kann nie so richtig einen rauslassen. Es zahlte sich schliesslich für mich aus, dass ich am Anfang nicht zu viele Körner verschossen hatte und meinem Rhythmus treu blieb.»
Schurter profitierte sicher davon, dass er sich heuer auf jeden seiner Einsätze sehr gezielt vorbereitet hatte. Die Saison-Planung ging voll auf. Das gibt Schurter auch enormes Selbstvertrauen im Hinblick auf das nächste Jahr. 2016 in Rio de Janeiro möchte der werdende Vater seine erste Olympia-Goldmedaille gewinnen.
Aus dem Schweizer Team konnten sich noch drei weitere Athleten in den Top Ten klassieren. Mathias Flückiger wurde Fünfter. Zum Tschechen Ondrej Cink auf dem Bronze-Platz fehlte ihm knapp eine Minute. Wäre der Berner nicht durch einen zeitraubenden Defekt zurückgeworfen worden, hätte er eine realistische Chance auf seine zweite WM-Medaille im Cross Country gehabt. Die Form hätte gepasst. Ralph Näf belegte bei seinem letzten WM-Einsatz Rang 7, nachdem er sich im Sprint gegen Landsmann Florian Vogel durchgesetzt hatte.
Für Jolanda Neff gab es in ihrem ersten Cross-Country-WM-Rennen bei der Elite kein Erfolgserlebnis. Gesundheitlich angeschlagen musste sich die Gesamtweltcup-Siegerin in Andorra mit Rang 9 begnügen.
In der abgelaufenen Weltcup-Saison war Neff in einem Tagesklassement nie schlechter als Vierte gewesen. Deshalb hatte die 22-Jährige für die WM zum engsten Favoritenkreis gezählt. In den Kampf um die Medaillen konnte sie aber nie eingreifen. Im Ziel büsste sie rund fünf Minuten auf die Sieger-Zeit ein.
Für Neffs Rückschlag beim Saison-Highlight gibt es eine Erklärung. Die Ostschweizerin war in Andorra nie im Vollbesitz ihrer Kräfte. Möglicherweise zollte sie Tribut für die diversen Strapazen der letzten Wochen. Neff wurde zu Beginn der WM von einem Infekt heimgesucht. Sie spürte Grippe-Symptome wie Halsweh. Schon während des Team-Wettkampfs vom Mittwoch konnte sie aus gesundheitlichen Gründen ihr Potenzial nicht ausschöpfen. Neff mochte aber kein Aufhebens um diese Probleme machen und hoffte, für das Cross-Country-WM-Rennen wieder vollständig fit zu werden. Es war jedoch offensichtlich, dass sie am Samstag nicht bei hundertprozentiger Leistungsfähigkeit war.
Andere Fahrerinnen hatten bei ihrer WM-Premiere bei der Elite etwas zu feiern. Die 23-jährige Französin Pauline Ferrand-Prévot, Neffs ehemalige Markenkollegin, sicherte sich auf rund 2000 Metern über Meer souverän die Goldmedaille. Die Allrounderin aus Reims war in den letzten zwölf Monaten bereits Elite-Weltmeisterin auf der Strasse und im Radquer geworden!