Drei Tage nach dem Lastwagen-Anschlag in Stockholm ist die Polizei überzeugt, den Attentäter gefasst zu haben. Der festgenommene Usbeke sei mit grosser Sicherheit der Täter, sagte Reichspolizeichef Dan Eliasson am Montag.
Bei der Überführung des 39-Jährigen seien Überwachungsbilder von Kameras «entscheidend» gewesen, sagte Eliasson. Der Mann, der nach Polizeiangaben mit der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) sympathisiert, steht unter Terror- und Mordverdacht.
Schwedische Medien gaben seinen Namen mit Rachmat Akilow an. Bekannte und Kollegen wissen nur wenig über den vierfachen Familienvater und Bauarbeiter zu berichten: Demnach war er «wenig religiös», «trank und feierte», war aber ansonsten eher «zugeknöpft». «Er kam für die Arbeit nach Schweden, um seiner Familie Geld nach Hause zu schicken», sagte eine Bekannte zur Zeitung «Aftonbladet».
«Die Ungläubigen niedergemäht»
Nach Informationen von «Aftonbladet» veröffentlichte Akilow auf seiner Facebook-Seite Propaganda-Videos des IS und kommentierte eine Aufnahme von blutenden Menschen nach dem Anschlag auf den Bostoner Marathon mit «Gefällt mir».
Nach seiner Festnahme am Freitagabend habe Akilow ausgesagt, er habe «die Ungläubigen niedergemäht», zitierten «Aftonbladet» und «Express» aus dem Polizeiverhör. Er habe sein Ziel erreicht und sei «zufrieden mit dem, was er getan habe».
Laut «Aftonbladet» soll Akilow zudem ausgesagt haben, auf direkte Anweisung des IS gehandelt zu haben. Als Motiv gab er an, die «Bombardierung Syriens» müsse enden.
2016 war dem Usbeken das Aufenthaltsrecht in Schweden verwehrt worden. Statt das Land zu verlassen, war er untergetaucht. Dass die Behörden ihn nicht ausfindig machen konnten, hat in Schweden eine Diskussion um die Durchsetzung von Abschiebungen entfacht.
«Wenn die Angaben, die wir über die Person bekommen haben, stimmen, dann müssen wir verlangen, dass jemand dafür die Verantwortung übernimmt. Vor allem von der Regierung», sagte der Chef der Rechtspopulisten, Jimmie Akesson, im schwedischen Fernsehen.
12’000 sind nicht auffindbar
Zuvor hatte Regierungschef Stefan Löfven eine konsequentere Abschiebepraxis angemahnt. Nach Angaben der Grenzpolizei sind in Schweden rund 12’000 Menschen nach abgelehnten Anträgen nicht auffindbar.
Bei dem Lastwagen-Anschlag in einer Einkaufsstrasse in Stockholm waren am Freitag vier Menschen getötet und 15 verletzt worden. Die Schweden gedachten der Opfer am Montag mit einer landesweiten Schweigeminute.
Bei einer anschliessenden Gedenkfeier am Stockholmer Rathaus beschwor Löfven den internationalen Zusammenhalt gegen den Terror. «Wir werden uns dem Terror nie ergeben. Wir werden das gemeinsam durchstehen», sagte der Regierungschef an Belgien und Grossbritannien gerichtet.
«Ganz Schweden ist bei euch»
Unter den Todesopfern des Anschlags waren eine Belgierin und ein Engländer. Ausserdem kamen nach Medienberichten eine Frau aus Westschweden und ein elfjähriges Mädchen ums Leben, das auf dem Heimweg aus der Schule war.
Den Angehörigen der Opfer versicherte Löfven: «Ihr seid nicht einsam. Wir denken an euch. Ganz Schweden ist bei euch.» An der Gedenkfeier nahmen auch die schwedische Königsfamilie sowie Vertreter des Reichstags teil.
Am Sonntag hatten die Ermittler eine weitere Person festgenommen, die nach ihren Angaben in einer Verbindung zu dem mutmasslichen Täter steht. Weil die Person in geringerem Grad verdächtig sei, wollte die Polizei am Montag über sie keine näheren Angaben machen. Rund 600 Menschen seien inzwischen zu dem Anschlag verhört worden, hiess es.