Die Schweiz ist bei der Jugendarbeitslosigkeit von allen Ländern am besten dran. Dies zeigt der neue Jugendarbeitsmarktindex der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF). Hier belegt die Schweiz auf einer Skala von 0 bis 7 den hohen Wert von 5,61 Punkten.
Auf Platz zwei liegen dicht dahinter die Niederlande mit 5,54 Punkten vor Deutschland mit 5,50 Zählern, wie die KOF am Mittwoch vor den Medien in Zürich bekannt gab. Die Situation von Jugendlichen auf dem Arbeitsmarkt habe sich seit der Finanzkrise teilweise dramatisch verschlechtert.
So lag die Arbeitslosenquote von Jugendlichen in Spanien und Griechenland im Jahr 2012 bei über 50 Prozent. In anderen Ländern, wie beispielsweise in Österreich oder Deutschland, sank der Anteil der arbeitslosen Jugendlichen zwischen 2006 und 2012 dagegen.
Insgesamt verschlechterte sich der neue Jugendarbeitsmarktindex in der EU zwischen 2007 und 2012 von 5,04 auf 4,78 Zähler. Die Schweiz hingegen habe sich von 5,35 auf 5,61 Punkte verbessert, sagte KOF-Forscherin Ursula Renold im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda.
Damit hat die Schweiz die Niederlande von Platz 1 verdrängt. Dagegen ist der Index für Spanien (von 4,77 auf 3,93 Zähler) und Griechenland (von 4,94 auf 4,27 Punkte) seit der Finanzkrise abgestürzt.
Arbeitslosigkeit zu eindimensional
Nur die Arbeitslosigkeit anzuschauen, reiche nicht, um der Situation von Jugendlichen auf dem Arbeitsmarkt zu erfassen, sagte Renold. Die rein quantitative Beurteilung sei nur bedingt aussagekräftig.
Es brauche auch qualitative Analysen. Deshalb habe die KOF für ihren neuen Index vier Dimensionen herangezogen: den Beschäftigungsstatus, die Arbeitsbedingungen, das Bildungssystem und die Leichtigkeit des Eintritts in den Arbeitsmarkt. Diese vier Dimensionen werden aus insgesamt zwölf Indikatoren ermittelt.
Hier zeigt sich, dass die Schweiz zwar bei der Jugendarbeitslosigkeit lediglich auf Platz 34 von 178 untersuchten Ländern liegt. Aber bei der erweiterten Arbeitslosigkeit, die jene Jugendlichen umfasst, die frustriert die Jobsuche aufgegeben haben, befindet sich die Schweiz auf Platz 3.
Auch bei den anderen Indikatoren liegt das Land meist unter den ersten 20 besten Ländern. So ist die Schweiz auf dem zweiten Platz bei den «atypischen Arbeitszeiten» wie Sonntags-, Nacht- oder Schichtarbeit.
Keine Akademikerschwemme
Unter den ersten Zehn befindet sich die Schweiz auch bei den «unpassenden Qualifikationen», der umfasst, ob die Abschlüsse der verschiedenen Bildungsstufen der Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt entsprechen. Deutschland, das auch über ein duales Bildungssystem verfügt, liegt indes lediglich auf Platz 40 von 46 untersuchten Ländern.
Hier sei noch Forschung nötig, sagte Renold: «Wir haben die These, dass Deutschland die Universitäten weiter geöffnet hat als die Schweiz.» Damit werden Akademiker produziert, die dann keine Jobs finden. Hier werde die KOF aber noch weitere Untersuchungen machen, um die Ursachen zu ermitteln.
Von der Akademikerschwemme in Deutschland hat die Schweiz in den vergangenen Jahren profitiert, indem sie ihren Bedarf an Hochqualifizierten durch Einwanderer decken konnte.