Die Konzertreihe in der Basler Messe legt 2014 einen Schwerpunkt auf britische Musik: Aktuelle Chart-Stars wie James Blunt oder Amy MacDonald, aber auch gereifte Grössen wie Bryan Ferry, Morrissey oder Elvis Costello werden zwischen 24.10. und 11.11. erwartet. Aus den USA kommt Blues und Soul von CeeLo Green oder Dr. John.
Die Baloise Session kehrt zu ihrem Namensursprung zurück: In den 1990ern noch sprach Matthias Müller von der Rheinknie Session, das Budget war kleiner, aber die Spielfreude gross. Improvisationen, gerade auch auf der Bühne, gehörten damals noch zum Konzept.
Jetzt, 2014, schenkt er seinem zum Koloss gewachsenen Baby für einmal wieder ein Spielzeug: Die kalifornische Sängerin und Beatboxerin Butterscotch wird das Festival nicht nur eröffnen, sondern gleich bis Festivalende in Basel bleiben. Eine Artist in Residence, quasi.
Gut möglich, so der Festivalchef, dass die Beatboxerin auch bei anderen Konzerten auf der Bühne auftauchen werde. Man kann also auf die eine oder andere Session gefasst sein, was etwas Befreiendes mit sich bringen könnte, gerade wenn man bedenkt, dass eine Reihe, die für zwölf Abende mit einem Gesamtbudget von mittlerweile 8,5 Millionen Franken operiert, hochprofitabel sein muss. Wo so viel Geld im Spiel ist, wird die Kreativität in der Regel zweitrangig.
Auffallend viele Briten
Kreative Köpfe konnten für 2014 aber mehr als auch schon verpflichtet werden. So sind zahlreiche Namen im Programm – nicht nur vom Mainstream akzeptiert, sondern auch von Kritikern geschätzt und respektiert. Morrissey etwa, Elvis Costello oder Bryan Ferry.
Auffallend viele Briten wurden verpflichtet, dazu gehören auch James Blunt und (die Schottin) Amy MacDonald, um zwei jüngere Singer-Songwriter von der Insel zu erwähnen. Vor der in Basel besonders beliebten MacDonald wird mit James Gruntz der einzige lokal verpflichtete Act eröffnen. Ein stimmiges Doppelpaket.
Schöne Doppelpakete
Überhaupt fällt auf, dass das Programm stärker kuratiert ist als in den Vorjahren, die beiden Konzerte jeweils besser zueinander passen. Auch wenn die Veranstalter früher stets den Reiz von Kontrasten hervorgehoben hatten: Manchmal war eine Künstler-Kombi offensichtlich eine Verlegenheitslösung, was die Besucher nicht immer freute. Gerade wenn zwei Acts inhaltlich wie die Faust aufs Auge passten, störten sich einige Besucher daran, verliessen den Saal oder quatschten statt zu lauschen, was der Konzertatmosphäre abträglich war.
Jetzt scheint es, als hätten CEO Beatrice Stirnimann und Präsident Müller mehr Wert auf den Programminhalt gelegt, auch wenn die Labels der einzelnen Abende noch immer gesucht wirken. Das Motto «Characters» zum Beispiel trifft auf das Gros der Künstler zu, nicht nur auf Morrissey und Beth Hart.
Routinierte Langweiler
Ständig hinterfrage er die Relevanz von Künstlern, sagte Müller an der Medienkonferenz im Atlantis und spielte dabei auf die Verpflichtung von Dr. John an. Der Südstaatensänger blickt auf ein bewegtes Leben zurück. Ob er es noch bringt? Wir werden sehen, aber Dr. John hat immerhin eine Geschichte, Charakter, Klasse.
Bei älteren Musikern gehe es darum, sicherzustellen, dass sie die Qualität noch auf die Bühne bringen, betonte Müller, und wir fragen uns, ob er diese Prüfung denn auch bei Lisa Stansfield und Matt Bianco durchgeführt hat. Deren grösste Stunden liegen immerhin auch schon Jahrzehnte zurück – und kaum wer hat sie vermisst.
Als wir Stansfield, die britische Soulpopsängerin, vor einigen Jahren im Halb-Playback an einer Gala erlebten, hatte sie jedenfalls hörbar an Relevanz verloren. Und auch mit Foreigner mag ein Festival der Gegenwart nicht zu glänzen, sind die Classic-Rocker doch seit Jahrzehnten die Jukebox ihrer eigenen Hits, gefangen in der Routine.
Wyclef Jean ist insofern eine mutige Verpflichtung, als er bei Schweizer Auftritten auch schon für empörte Pfiffe gesorgt hatte, weil er sich nur feiern lassen wollte, nicht aber aufopfern. Ob er mit seinen Starallüren ankommen wird in der Messehalle, auch darauf darf man gespannt sein.
Prägnante Soulstimmen
Gegenwärtiger als Wyclef ist CeeLo Green, die signifikante Stimme von Gnarls Barkley, die uns allen voller Charme ein herzhaftes Siewissenschon an den Kopf geworfen hat.
CeeLo Green wird mit Charles Bradley den Abend teilen, jenem Epigonen von James Brown, der in den letzten Jahren auch schon das Publikum in der Kaserne Basel oder in Montreux begeistert hat.
Und sonst? Mag man einige Programmpunkte vermissen: Wo ist der Italienerabend? Wo der Country? Auf beiderlei haben die Veranstalter verzichtet, auch wird heuer keine Big Band zu hören sein. «Wir wollen uns kein Korsett auferlegen», sagt Müller. Wenn sich bei all den Verhandlungen nichts Konkretes ergebe, wolle man es auch nicht erzwingen.
Aber sich mal was Exklusiveres gönnen, das will man schon. Dank einem potenten Gönnerverein wird jährlich ein Act präsentiert, der eigentlich das Gagenbudget sprengt – und auch das Fassungsvermögen von 1500 Plätzen. 2014 trifft dies auf Leona Lewis zu, die gebürtige Britin, die seit «Bleeding Love» in den USA so grosse Erfolge feiert, dass sie nur schwer auf den Kontinent zurückzuholen ist. Nicht so lang im Geschäft wie die früheren Gönner-Acts Elton John oder Eric Clapton, aber offenbar auch nicht wirklich weniger teuer.
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Das ganze Programm: www.baloisesession.ch. Der Vorverkauf beginnt am 3. September. Das Festival findet in der Eventhalle der Messe Schweiz statt, Auftakt ist am 24. Oktober.