Kein Nachbarland und nur vier von 29 untersuchten europäischen Staaten produzieren gemäss der Schweizerischen Energiestiftung (SES) so wenig Strom aus neuen erneuerbaren Energien wie die Schweiz. Nur 2 Prozent des jährlichen Pro-Kopf-Verbrauchs ist «grüner» Strom.
Gerade mal 168 Kilowattstunden (kWh) Strom pro Kopf seien 2015 aus Sonne und Wind generiert worden; in Deutschland seien es hingegen 1557 kWh gewesen. Die Schweiz sei damit ein «Entwicklungsland» bei der Stromproduktion aus Fotovoltaik und Wind, schreibt die SES in einer Mitteilung vom Dienstag.
Nur Slowenien, die Slowakei, Ungarn und Lettland produzieren noch weniger Strom aus Solar- und Windkraft. Immerhin einen Rang habe die Schweiz seit 2014 wettgemacht. Im gesamteuropäischen Ranking erreicht sie damit Rang 25 von 29.
Das SES-Ökostrom-Ranking berücksichtigt jedoch die Wasserkraft – mit 59 Prozent ist sie die tragende Säule der Schweizer Stromversorgung – nicht. Gemäss dem Verband der Schweizerischen Elektrizitätsunternehmen (VSE) zählt die Schweiz denn auch zu den Staaten mit den höchsten Anteilen an regenerativen Energien.
Potenzial besser ausschöpfen
Die Energiestiftung argumentiert anders: Selbst Länder mit ähnlichen geografischen Voraussetzungen wie die Schweiz, beispielsweise Tschechien oder Österreich, produzierten mehr Strom aus Wind und Sonne. Dies zeige das Potential, das vorhanden wäre.
Doch bisher bremse die Politik den Ausbau der erneuerbaren Energien. Die Finanzierung für zahlreiche Solar- und Windkraftwerke sei blockiert. Auf der Warteliste für die kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) warteten mehr als 37’000 Projekte auf ihre Realisierung.
«Wären alle Projekte auf der KEV-Warteliste jetzt schon umgesetzt, läge die Schweiz immerhin im europäischen Mittelfeld», schreibt die SES. Um dieses Ziel zu erreichen, müsse das Parlament der Energiestrategie 2050 in der kommenden Sommersession zustimmen.