Die Personenfreizügigkeit in Europa gleicht Schocks auf dem EU-Arbeitsmarkt aus. Gemäss einer am Montag veröffentlichten OECD-Studie leistet die Schweiz als Zielland dazu einen wichtigen Beitrag. Unter anderem über höhere Steuereinnahmen profitiert sie aber finanziell massiv von der Zuwanderung.
Die Personenfreizügigkeit in Europa gleicht Schocks auf dem EU-Arbeitsmarkt aus. Gemäss einer am Montag veröffentlichten OECD-Studie leistet die Schweiz als Zielland dazu einen wichtigen Beitrag. Unter anderem über höhere Steuereinnahmen profitiert sie aber finanziell massiv von der Zuwanderung.
«Wir konnten nachweisen, dass der Schweizer Staat stärker als jedes andere OECD-Land von der Zuwanderung profitiert hat», sagte Thomas Liebig, Mitautor der Studie, auf Anfrage zu einer Meldung der «NZZ am Sonntag» (nicht online). Er stützt sich dabei auf bereits früher publizierte Ergebnisse.
Milliarden für die Schweiz
Werden alle Kosten für Verwaltung, Sozialwerke oder Infrastruktur, die die Zuwanderer verursachten, ihren Leistungen in Form von Steuern und Abgaben gegenübergestellt, bleiben laut Liebig unter dem Stich mindestens 6,5 Milliarden Franken für die Schweiz. Nach seinen Angaben handelt es sich um eine konservative Schätzung, wobei die Mehreinnahmen auch mit aktuelleren Daten noch höher ausfallen dürften.
Auf einer anderen Berechnungsgrundlage liegen die Mehreinnahmen für den Staat sogar bei 11 Milliarden Franken pro Jahr – rund 2 Prozent des Bruttoinlandprodukts. Hinzu kommen laut Liebig, der für die OECD in Paris forscht, andere positive Auswirkungen der Personenfreizügigkeit: So habe die Schweiz etwa dank der Zuwanderung gut qualifizierter Arbeitskräfte Engpässe auf dem Arbeitsmarkt auffangen können, sagte er.
Zielland Schweiz
Die aktuelle von ihm mitverfasste Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) untersucht die Auswirkungen der Personenfreizügigkeit auf die Arbeitsmärkte in den USA und in Europa. Sie kommt zum Schluss, dass Entlassungswellen in Europa zu einem erheblichen Teil durch Migration aufgefangen werden.
Konkret bedeutet das, dass Arbeitslose in einer Region Europas in ein anderes Land auswandern, um eine neue Stelle anzunehmen. Laut Liebig ist die Schweiz eines der wichtigsten Zielländer dieser Arbeitsmigration, vor allem für Deutsche.
Laut Liebig ist fast jeder zweite Deutsche, der in den letzten Jahren ausgewandert ist, in die Schweiz gezogen. Die Zuwanderung aus Deutschland dürfte aufgrund der Situation auf dem deutschen Arbeitsmarkt in den nächsten Jahren eher zurückgehen.
Vor Einführung der Personenfreizügigkeit Ende 2006 lebten knapp 900’000 Bürger aus EU- und EFTA-Ländern in der Schweiz, heute sind es rund 1,25 Millionen. Gleichzeitig stieg die Zahl der Erwerbstätigen jedoch um fast 450’000 – entsprechend verbreiterte sich die Steuerbasis der öffentlichen Hand.