Die Schweiz feiert 150 Jahre Wintertourismus. Nicht mehr nur Kur und frische Bergluft locken Gäste in die Schweizer Berge, viele suchen heute Spass oder den Kick aus Extremsportarten. Schweiz Tourismus will den Pioniergeist der Vergangenheit in die Zukunft retten.
7400 Kilometer markierte Skipisten, 5500 Kilometer markierte Langlaufpisten, rund 5150 Kilometer Winterwanderwege und 29 Skistationen auf über 2800 Metern über Meer – der Wintertourismus hat in der Schweiz einen hohen Stellenwert. Schweiz Tourismus hat am Montag in Zürich auf 150 Jahre dieser Tradition zurückgeschaut.
Angefangen hatte alles mit einer Wette. Ein St. Moritzer Hotelier brachte 1864 englische Sommergäste dazu, über den Winter in den Bergen zu bleiben. Er versprach ihnen, auch in den Wintermonaten «hemdsärmelig in der Sonne sitzen» zu können. Wenn nicht, wollte Johannes Badrutt den Engländern nicht nur den Aufenthalt, sondern auch die Reisekosten bezahlen.
Die Gäste blieben – und es wurde die Geburtsstunde für Sportarten wie Schlitten-, Bob- und Skifahren, Curling oder Schlittschuhlaufen, wie Jürg Schmid, Direktor von Schweiz Tourismus, vor den Medien sagte. Gleichzeitig seien die ersten Kurgäste aus Deutschland aus medizinischen Gründen nach Davos gereist, um dort die wohltuende Höhenluft förmlich aufzusaugen.
«Die Schweiz hat eine perfekte landschaftliche Dramaturgie», sagte Schmid. «Die Berge sind hoch, die Täler tief.» Nirgends im Alpenraum seien die Erhebungen zwischen Tal und Gipfel prägnanter. Öfter und länger als anderswo läge hier Schnee. «Wir müssen den Pioniergeist der Vergangenheit in die Zukunft tragen», sagte Schmid.
Ältere Gäste – höhere Ansprüche
Die Umstände haben sich verändert. Neue Bedürfnisse und der gesellschaftliche Wandel stellen an den Tourismus immer neue Anforderungen. So kommen die Gäste nicht mehr nur aus Europa sondern auch aus Südostasien oder Brasilien. Ausserdem werden sie immer älter. Auch habe der Anspruch an Komfort und Qualität zugenommen, sagte Schmid.
Kommt dazu, dass immer weniger junge Leute mit Skifahren beginnen. Ältere Schneesportler hören damit auf, weil es ihnen «zu unsicher» ist, wie der Direktor von Schweiz Tourismus ausführte. «Das muss uns aufhorchen lassen.»
Die Daten stammen aus dem Tourismus Monitor Schweiz. Darin zeigt sich auch, dass das Skifahren vielen Befragten zu teuer ist. «Wir müssen den Skisport wieder mehr zum Genuss führen», sagte Schmid.
Gleichzeitig zeigt aber die Studie «Sport Schweiz 2014» vom Bundesamt für Sport, dass heute mehr Menschen Ski fahren als noch vor sechs Jahren und dass der Sport hoch im Kurs ist. Er erscheint bei den beliebtesten Sportarten der Befragten bereits an vierter Stelle.
Für die Schweiz würden diese Veränderungen auch Chancen mitbringen, sagte der Tourismus-Direktor. Schweiz Tourismus pflegt deshalb besonders auch die Fernmärkte, setzt auf eine passende Mischung von Unterkünften, strebt transparente Preise an und will den Nachwuchs fördern.
Skijöring und Eisstockschiessen
Um das Jubiläum zu feiern, bietet die Branche diesen Winter eine Palette an verschiedenen nostalgischen Erlebnissen wie etwa Skijöring oder Eisstockschiessen. Besonders zahlreich sind diese Aktivitäten in den beiden historischen Winterhochburgen St. Moritz und Davos-Klosters.
Zudem wurde das klassische Tourismusplakat fürs Jubiläumsjahr vom Zürcher Illustrator Matthias Gnehm aufgefrischt. Mit dem so genannten «Winterorte-Finder» finden die Gäste auf der Homepage myswitzerland.com mittels eines Fragebogens ausserdem den Ferienort, der perfekt zu ihnen passt.