Die angekündigte Schweizer Erkundungsmission im Ebola-Gebiet in Liberia gilt vor allem der Prüfung der Sicherheitslage. «Das Problem ist weniger die mögliche Ansteckung mit Ebola», erklärt Bundesrat Ueli Maurer in einem Interview.
«Der entscheidende Faktor ist die Sicherheit», sagte Maurer im Interview mit der «Zentralschweiz am Sonntag» und der «Ostschweiz am Sonntag». In Liberia herrschten «bürgerkriegsähnliche Zustände mit Kindersoldaten und Ähnlichem».
Maurer fragt sich deshalb, was geschieht, «wenn plötzlich Weisse auftauchen und irgendwo mit einem Helikopter landen». Es sei daher möglich, dass der Schweizer Einsatz nicht zu Stande kommt. Geplant ist die Verteilung von medizinischem Personal, Einrichtungen und Medikamenten über eine Luftstrasse.
Die vorgängige Erkundungsmission muss nun abklären, ob «wir in einem Camp mit anderen Nationen vor Ort sind» oder ob die Schweiz ein eigenes Sicherheitsdetachement mitnehmen müsse.
Zudem gelte es abzuklären, wo der Schweizer Einsatz integriert werden könne. Die Schweiz brauche Partner, sagte Maurer. «Wir müssen wissen, wer das ist, über welche Grundinfrastruktur er verfügt und womit wir diese allenfalls ergänzen müssen.» Am stärksten seien in Liberia die Amerikaner.
Viele offene Fragen
Aufgrund der zahlreichen offenen Fragen könne man noch nicht sagen, ob überhaupt und wenn ja, wie viele Soldatinnen und Soldaten teilnehmen würden. «Armeeseitig gehen wir von einem Bedarf von 60 bis 70 Leuten aus. Das Problem ist, dass es effektiv das Vielfache brauchen wird.» Grund dafür sei, dass das Personal einige Male abgelöst werden müsse.
Informationen zur Erkundungsmission gibt es erst wieder, wenn diese abgeschlossen ist und Entscheide gefällt wurden, wie VBS-Sprecher Peter Minder auf Anfrage erklärte. Daher war am Sonntag unklar, ob diese bereits begonnen hat.
Der Bundesrat hatte an seiner Sitzung am vergangenen Mittwoch beschlossen, eine Unterstützung der UNO-Mission gegen Ebola zu prüfen. Sowohl für die Erkundungsmission als auch für einen allfälligen Einsatz werden nur Freiwillige rekrutiert. Der Bundesrat beschloss zudem, auf Liberia zu fokussieren.
Land im Wiederaufbau
Das westafrikanische Land befindet sich seit 2003 im Wiederaufbau nach einem langjährigen Bürgerkrieg. 2005 wurde Ellen Johnson Sirleaf in demokratischen Wahlen zur Präsidentin des Landes gewählt und 2011 in umstrittenen Wahlen wiedergewählt.
Die Sicherheitslage gilt zwar als fragil, hat sich jedoch seit dem Friedensabkommen «in weiten Teilen des Landes verbessert», wie das Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) in seinen Reisehinweisen schreibt. Als schlecht gilt die Sicherheitslage in Gebieten entlang der Grenze zur Elfenbeinküste.
Die Ebola-Epidemie bedroht nun die fragile Wirtschaft in Liberia – aber auch in den anderen betroffenen Ländern Sierra Leone und Guinea. Die Weltbank und der Internationale Währungsfonds befürchten einen «katastrophalen» Rückgang von Wirtschaft und Handel. Allein in Liberia könne im kommenden Jahr das Bruttoinlandsprodukt im zweistelligen Prozentbereich absacken.