Familienferien in der Schweiz sind langweilig, ziemlich teuer und kompliziert: so lauten die Vorurteile. Schweiz Tourismus will den Gegenbeweis antreten und damit auch das Sommergeschäft stärken.
Die Familie sei das wichtigste Gästesegment, sagte Jürg Schmid, Direktor von Schweiz Tourismus, am Dienstag an einer Medienkonferenz in Zürich. Jede zweite touristische Übernachtung im Sommer in den Bergen entfalle auf Familien, und rund 75 Prozent aller Stammgäste seien Familien.
Das Geschäft mit den treuen Familiengästen sei strategisch sehr bedeutend, sagte Schmid. Denn die Touristiker hoffen, dass die Kinder auch zu Stammgästen werden.
Familien verfügten längst nicht nur über ein kleines Budget. Jeder siebte Familiengast gibt laut einer Studie von Schweiz Tourismus 250 Franken oder mehr pro Tag aus. Dazu zählen Neureiche, Familien mit Erbschaften, oder Familien, die mit vermögenden Grosseltern verreisen. Das erklärt, warum zwei Drittel der familienfreundlichen Hotels 4- und 5-Stern-Häuser sind.
Aber auch für weniger gut betuchte Familien soll die Schweiz Ferienland sein. Schweiz Tourismus hat rund 80 Familienangebote gesammelt, die preislich unschlagbar seien. Familien-Werbekampagnen werden auch in den Golfstaaten, Belgien und den Niederlanden lanciert.
Aufs Geschäft mit Familien ausgerichtet
23 Schweizer Ferienorte sind bislang speziell als «Familien willkommen»-Destinationen zertifiziert. Es gibt 28 so genannte «KidsHotels», die bestimmte familienfreundliche Kriterien erfüllen müssen. «Hier ist beispielsweise der Kindersitz am Tisch kein Zufall, sondern Voraussetzung», sagte Schmid.
Als preiswerte Alternative zu Badeferien im Ausland will sich auch die Schweizer Parahotellerie positionieren, wozu neben den Reka-Feriendörfern auch die Jugendherbergen, Campings, Bed&Breakfast-Angebote, Interhome-Ferienwohnungen und der Agrotourismus gehören.
Die Schweiz verfügt im internationalen Vergleich über einen hohen Anteil an Parahotellerie. Für viele Ausländer ungewohnt gut und familienfreundlich ist der öffentliche Verkehr, wie Schmid festhielt.
App soll Ideen liefern
Was aber tun, wenn zwar der Preis stimmt, die Kinder dennoch für Strandferien statt lange Wanderungen quängeln? Die Schweiz habe sehr viel zu entdecken und erleben, sagte Schmid. Um dies modern zu vermitteln, hat Schweiz Tourismus zusammen mit der Swisscom eine App entwickelt, die bereits 1200 Erlebnismöglichkeiten auflistet.
Dazu zählen Klettersteige, die Eiswelt auf dem Bettmerhorn, der Wasserspielplatz im Diemtigtal oder das Schmugglermuseum bei Gandria. Mit der App können Attraktionen nach verschiedensten Kategorien und Parametern wie Standort, verfügbare Zeit, Alter, Schlechtwetter, Natur oder Bewegungsdrang gefiltert werden.
Denn spontanes Freizeitverhalten und Rundreisen mit täglich neuen Übernachtungsorten sind im Trend. Und 83 Prozent der Jugendlichen verfügen über ein Smartphone. Swisscom-Marketing-Leiter Jürg Pauli sagte an der Medienkonferenz, für viele Familien sei mobiles Internet am Ferienort heute wichtiger als fliessendes Wasser.