Der Schweiz missglückt der Auftakt zur EM-Qualifikation in Basel. Gegen England verliert die ambitionierte SFV-Auswahl 0:2. Ein Fehler von Captain Inler erschwerte die Lage erheblich.
Als Danny Welbeck in der 94. Minute auf 2:0 erhöhte, war die schwere Enttäuschung bei den 35’000 Zuschauern und den Verlierern auf dem Rasen endgültig nicht mehr abzuwenden. Das «Worst-Case-Szenario» war Tatsache, der erste Fehltritt vor eigenem Publikum in einem Wettbewerbsspiel seit vier Jahren legte die euphorischen Schweizer regelrecht lahm.
Mit einem von Gökhan Inler verursachten Konter hatten sich die «Three Lions» unverhofft in eine optimale Position manövriert. Welbecks 1:0 in der 58. Minute wog für die nach verhaltenem Start immer besser aufgekommenen Schweizer schwer. Sie, die Sekunden zuvor den ersten Vorteil um Haaresbreite verpasst hatten, waren nun plötzlich mit einem prekären Auftakt zur EM-Kampagne konfrontiert.
In der Folge reagierten die Schweizer unter dem neuen Trainer Vladimir Petkovic zwar vehement. Der Coach verstärkte den Angriff ohne ein Zögern mit Josip Drmic, später in der grossen Not stürmten die Einheimischen praktisch im Kollektiv an – ergebnislos, weil Drmic solo Hart umdribbelte, eigentlich (fast) alles richtig machte, bis Cahill den Ball Zentimeter vor der Torlinie abfing.
Wer gleich bei erster Gelegenheit eines neuen Abschnitts verliert, gerät zwangsläufig unter Druck. Mit dieser Ausgangslage haben die Schweizer nun umzugehen. Nicht die «Three Lions», die nach ihrem Versagen an der letzten WM während Wochen im Bannstrahl der Kritik standen, benötigen im Kampf um Platz 1 einen Exploit, sondern die Schweizer, die Nummer 9 des FIFA-Rankings.
Allzu viel Wechsel nahm der Nachfolger Hitzfelds nicht vor – mit acht Akteuren der Startelf des WM-Achtelfinals gegen Argentinien (0:1) plante auch Petkovic von Beginn weg. Den Big Point zu Beginn der Ausscheidung verpasste aber auch der Tessiner so sehr wie sein Vorgänger Anfang Juli in São Paulo gegen die Gauchos.
Was schon seit dem letzten Umbruch im Nationalteam auffällt, gilt weiterhin: Für die Akzente in der Offensive ist primär Xherdan Shaqiri verantwortlich. Der Bayern-Professional war zunächst an jeder halbwegs gefährlichen Aktion beteiligt. Dreimal leitete der aktuelle SFV-Topskorer gute Szenen ein, einmal liess sich Haris Seferovic wegchecken, im zweiten Fall scheiterte der «Frankfurter» aus spitzem Winkel am brillant reagierenden englischen Keeper Joe Hart. Und in der 57. Minute stand er mit einem cleveren inszenierten Seitenwechsel am Ursprung des nächsten vielversprechenden Moments – Hart entschärfte Seferovics Halbvolley indes abermals.
In der eigenen Zone liessen sich die Gastgeber in der Startphase weder von Captain Wayne Rooney noch von Raheem Sterling, dem sie auf der Insel eine wunderbare Zukunft prognostizieren, düpieren. Nur einer genügte dem Anspruch nicht: Steve von Bergen. Bei seinem Comeback im Nationalteam nach dem verletzungsbedingten WM-Out gegen Frankreich verschuldete der YB-Abwehrchef mit zwei Blackouts heikle Situationen.
Die Fehler Von Bergens überstand die SFV-Auswahl schadlos. Aber ausgerechnet in einer ersten Druckperiode der Schweizer leistete sich Inler einen folgenschweren Aussetzer. Der in der Regel ballsichere Captain löste mit einem missratenen Abspiel einen Konter ein. Rooney nahm die Offerte Inlers an, Sterling fuhr im High-Speed-Modus fort, ehe Welbeck erstmals knapp einem Jahr im Nationalteam wieder reüssierte.
Damit stellte er die Schweiz vor ein unlösbares Problem. Eine Antwort der Equipe von Petkovic blieb aus, so sehr sie sich bemühte, so sehr sie anzustürmen versuchte. Die Ernüchterung liess sich nicht mehr abwenden. Im Gegenteil: In der Nachspielzeit erhöhte Welbeck sogar noch auf 2:0.
Schweiz – England 0:2 (0:0)
St.-Jakob-Park, Basel. – 35’500 Zuschauer (ausverkauft). – SR Cakir (Tür). – Tor: 58. Welbeck (Sterling) 0:1. 94. Welbeck (Lambert) 0:2.
Schweiz: Sommer; Lichtsteiner, Djourou, Von Bergen, Rodriguez; Behrami, Inler, Xhaka (74. Dzemaili); Shaqiri, Seferovic, Mehmedi (64. Drmic).
England: Hart; Stones, Jones (78. Jagielka), Cahill, Baines; Henderson, Wilshere (73. Milner), Delph; Welbeck, Sterling, Rooney (90. Lambert).
Bemerkungen: Schweiz komplett, England ohne Sturridge (verletzt). Schweizer Ersatzspieler: Hitz, Bürki, Benito, Senderos, Widmer, Frei, Stocker, Fernandes, Kasami, Schär. Verwarnung: 10. Delph (Foul).