Nach dem starken Aufwärtstrend im vergangenen Jahr hat die Schweizer Aluminiumbranche im ersten Halbjahr weiter zugelegt. Bei den Presswerken stieg der Auftragseingang um 6,8 Prozent auf 31’200 Tonnen. Auch die Walzwerke waren gut ausgelastet.
Das Transportwesen habe für den grössten Zuwachs gesorgt, teilte der Aluminium-Verband Schweiz am Mittwoch vor den Medien in den Hallen des Formel 1-Rennstalls Sauber in Hinwil ZH mit. Im Export konnten die Presswerke eine Steigerung von 9,2 Prozent erzielen. Dagegen legten die Auftragseingänge aus dem Inland lediglich um 3,1 Prozent zu.
Insbesondere die Zug-, Auto- und Flugzeugindustrie hätten für rege Nachfrage gesorgt sowohl bei den Aufträgen, als auch bei der Produktion, sagte Verbandspräsident Markus Tavernier. Die Zugs- und Autohersteller sorgten für einen regelrechten Boom, da Aluminium immer mehr Stahl ersetze, sagte Renato Sestak, der kommerzieller Direktor der Walzwerkfirma Constellium Valais (ehmals Alusuisse) ist.
Die Firma DGS profitiere stark von der Leichtbaukonstruktion für die neue C-Klasse von Mercedes, sagte Verwaltungsrat Alfred Lichtensteiger. Bis Ende August sei der Bestellungseingang um beinahe ein Drittel, der Umsatz um ein Viertel gestiegen.
Dank seines geringen Gewichts spielt Aluminium auch eine grosse Rolle in der Formel 1. Vom Gewicht her bestünden 70 Prozent des Rennautos aus Aluminium, sagte Sauber-Betriebsdirektor Axel Kruse. Alles, was Flüssigkeiten enthalte, bestehe aus Aluminium. So seien Motor und Antriebsstrang aus dem Leichtmetall hergestellt. Tendenz sei steigend. Bald dürfte Alu 75 Prozent des Gesamtgewichts ausmachen.
Rekord im Recycling
Auch aus der Luftfahrt erwartet die Schweizer Aluindustrie für das nächste Jahr ein noch stärkeres Wachstum. Auf gutem Niveau hätten sich die Aufträge aus der Bauindustrie bewegt.
Den beiden Schweizer Walzwerken ging es prächtig. Die Produktion bewege sich auf einem Allzeithoch, sagte Verbandsgeschäftsführer Marcel Menet am Rande der Medienkonferenz im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda. Zahlen nannte er allerdings keine. Die würden aus Konkurrenzgründen nur für das Gesamtjahr bekannt gegeben, sagte Menet. Die Kapazitäten seien aber voll ausgelastet.
«Auch beim Recycling sind wir weiterhin auf Erfolgskurs», sagte Verbandspräsident Tavernier. Aludosen würden zu 91 Prozent rezykliert. Das sei weltweit Rekord.
Lage nicht überall rosig
Aber nicht über der ganzen Aluminiumbranche scheint die Sonne. So sei die Nachfrage aus dem Energiesektor sowie der Elektro- und Maschinenbauindustrie erneut verhalten bis stark rückläufig gewesen, sagte Tavernier.
Der klassische Maschinenbau laufe noch weniger rund als im letzten Jahr, sagte Oliver Wunderlin, Chef der Firma BWB Holding. Die Lage sei nicht dramatisch, aber die Hektik habe nochmals zugenommen.
In der Schweiz würden nur noch Spezialitäten gefertigt. Das Geschäft mit einfachen Serienteilen, die in grossen Massen hergestellt würden, sei praktisch vollständig ins Ausland abgewandert, sagte Tavernier. Dazu zählen auch Nähmaschinen- oder Bohrmaschinengehäuse.
Der schwache Euro provoziere weiterhin einen «gnadenlosen Preiskampf» und habe erneut die Margen belastet, führte Tavernier weiter aus. Immerhin sei der Margendruck nicht ganz so stark gewesen wie man zu Jahresbeginn befürchtet habe. «In Abhängigkeit von der Konjunturentwicklung in Europa fallen die Prognosen für den weiteren Geschäftsverlauf bis zum Ende des Jahres vorsichtig aus», sagte er.