Schweizer Atomexperten dürfen die Uranaufbereitungsanlage im russischen Majak vorerst doch nicht besuchen. Die für Mitte November geplante Reise ist verschoben worden, wie das Bundesamt für Energie am Mittwoch mitteilte. Ein neuer Termin solle aber möglichst bald festgelegt werden.
Als Grund für die Absage der Novemberreise nannte das Bundesamt für Energie (BFE) noch nicht abgeschlossene Vorbereitungsarbeiten mit der russischen Agentur für Atomenergie Rosatom. Die Verzögerung habe sich „von beiden Seiten her“ ergeben, sagte BFE-Sprecherin Marianne Zünd auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Die russische Bewilligung müsse „von höchster Stelle“ abgesegnet werden.
Konkretere Angaben konnte die BFE-Sprecherin nicht machen. Bis vor wenigen Tagen habe das BFE noch damit gerechnet, dass die Reise nach Majak stattfinde.
Seit mehreren Jahren will eine Schweizer Delegation die Uranaufbereitungsanlage im russischen Majak besuchen. Die Anlage steht im Verdacht, die Umwelt zu verschmutzen. Gemäss Greenpeace ist die Region um die Anlage stark radioaktiv verschmutzt.
Ein erster geplanter Besuch ist im Juni 2011 abgesagt worden. Damals verweigerte die russische Seite der Schweizer Delegation den Zutritt, weil sich die Anlage auf militärischem Sperrgebiet befinde. Das BFE hofft nun auf einen Termin Anfang nächsten Jahres, wie Zünd sagte.
Axpo und Alpiq
In der Schweiz beziehen die AKW-Betreiber Alpiq und Axpo über die französische Firma Areva Brennstäbe aus Majak. Axpo hat allerdings im November 2011 die Notbremse gezogen und „wegen mangelnder Transparenz bei den Herstellungsprozessen“ die Lieferungen sistiert.
Die Expertengruppe, welche die Anlage in Majak besuchen will, setzt sich aus Vertretern des BFE, der AKW-Betreiber und des Eidg. Nuklearsicherheitsinspektorates ENSI zusammen. Die Umweltorganisation Greenpeace bemühte sich vergebens, mit eigenen Leuten in der Delegation präsent zu sein.
Die Uran-Wiederaufbereitungsanlage Majak liegt etwa 1500 Kilometer von Moskau entfernt. In ihrer Umgebung werden immer wieder erhöhte radioaktive Werte gemessen. Unklar ist, ob diese von der gegenwärtigen Uran-Wiederaufbereitung herrühren oder auf schwere Atomunfälle in der Vergangenheit zurückzuführen sind.