Schweizer Banken sehen Informationsaustausch als Chance

Die Schweizer Banken sehen den automatischen Informationsaustausch (AIA) nicht als eine Bedrohung, sondern als eine Chance für weiteres Wachstum. Der AIA schaffe nämlich gleich lange Spiesse für alle.

Claude-Alain Margelisch, Direktor Bankiervereinigung Swiss Banking (Bild: sda)

Die Schweizer Banken sehen den automatischen Informationsaustausch (AIA) nicht als eine Bedrohung, sondern als eine Chance für weiteres Wachstum. Der AIA schaffe nämlich gleich lange Spiesse für alle.

Dies sagten Bankenvertreter an einer Veranstaltung am Dienstag in Zürich. Wenn das Parlament und allenfalls bei einem Referendum noch das Volk ja zu den nötigen neuen Gesetzen sagt, wird der automatische Informationsaustausch (AIA) am 1. Januar 2017 in der Schweiz eingeführt.

Ab dann müssen Banken in der Schweiz die nötigen Daten über ausländische Bankkunden zusammentragen. Die erste Datenlieferung soll schliesslich am 1. Januar 2018 erfolgen.

Damit wird die Schweiz nur gerade acht Jahre, nachdem Altbundesrat Rudolf Merz das Bankgeheimnis noch als unantastbar bezeichnet hatte, den AIA vollständig umgesetzt haben. Das markiert das Ende einer über 100-jährigen Ära, in der unversteuerte Gelder das Geschäftsmodell der Schweizer Banken war.

Für diese stellt dieser Epochenwechsel heute offenbar kein Problem mehr dar. Im Gegenteil. «Wir sehen die Einführung des AIA als Chance für weiteres Wachstum», sagte zum Beispiel Franco Morra, der Präsident der Auslandsbanken in der Schweiz. «Heute sind alle Schweizer Banken für die Einführung des AIA», sagte Claude-Alain Margelisch, der Direktor der Schweizerischen Bankiervereinigung.

AIA schafft gleiche lange Spiesse

Dass die ehemalige Skepsis gegenüber dem AIA in der Branche geschwunden ist, erklärte Fabrice Filliez vom Staatssekretariat für internationale Finanzfragen (SIF) mit dem Umstand, dass es der OECD gelungen ist, einen Standard festzulegen, der international gelten wird.

«Dieser Standard macht alles deutlich ruhiger», sagte Filliez. Nach Jahren, in denen die Schweizer regelmässig für seinen Umgang mit unversteuerten Geldern angeprangert worden sei, werde jetzt die Qualitäten des Schweizer Finanzplatzes wieder grössere Beachtung finden.

«Die Auslandsbanken sind und bleiben in der Schweiz, weil hier die weltweit grösste Kompetenz in der Vermögensverwaltung vorhanden ist», sagte dazu Morra. Mit der Einführung des AIA werde diese Kompetenz im Kampf um neue Kunden noch wichtiger.

Mentalitätswandel bei den Kunden

Die Angst, dass mit dem AIA viele Kunden ihr Geld von Schweizer Bankkonten abziehen, hält Margelisch für unbegründet. Dass der Informationsaustausch komme, sei den Kunden schon seit langem klar, sagte er. «Nicht nur bei den Banken, sondern auch bei den Kunden hat ein Mentalitätswandel stattgefunden», sagte Morra. Entscheidend sei heute die Breite des Angebots und der Dienstleistungen sowie die Zuverlässigkeit.

Grace Perez-Navarro vom OECD-Zentrum für Steuerpolitik wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass mit der internationalen Einführung des Informationsaustauschs auch der Druck auf die noch bestehenden Steuerflucht-Länder zunehmen werde. Weil bereits über 90 Staaten und Staatsgebilde sich zur Einführung des AIA verpflichtet haben, werden dieser zu einem globalen Standard, der kein Land mehr ignorieren könne.

Ebenfalls trat die Vertreterin der OECD den Befürchtungen entgegen, dass der AIA zu neuen Ungleichheiten führen werde. So ist es zum Beispiel in den USA oder in Grossbritannien deutlich schwieriger zweifelsfrei ein Kontoinhaber zu identifizieren als in der Schweiz.

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