Schweizer benötigen Steigerung für Super-G-Medaille

Bei der ersten Männer-Entscheidung an der WM in Beaver Creek heissen die heissesten Goldkandidaten Kjetil Jansrud und Hannes Reichelt. Die Schweizer befinden sich im heutigen Super-G in Lauerstellung.

Carlo Janka ist im Super-G einer von vier Schweizer Startern (Bild: SI)

Bei der ersten Männer-Entscheidung an der WM in Beaver Creek heissen die heissesten Goldkandidaten Kjetil Jansrud und Hannes Reichelt. Die Schweizer befinden sich im heutigen Super-G in Lauerstellung.

Zieht man die Resultate in der laufenden Weltcup-Saison heran, gehören die Schweizer im WM-Super-G nicht zu den Top-Favoriten. Für das beste Ergebnis in den bisherigen vier Rennen sorgte Carlo Janka als Sechster in Val Gardena.

In den Vordergrund haben sich andere gedrängt. Sechs Fahrer haben seit Ende November in Lake Louise die zwölf Podestplätze unter sich aufgeteilt. Am erfolgreichsten war der norwegische Olympiasieger Kjetil Jansrud mit zwei Siegen und einem 2. Rang. Ebenfalls dreimal aufs Podest ist der Südtiroler Dominik Paris gestiegen.

Den Sieg bei der WM-Hauptprobe in Beaver Creek vor zwei Monaten hatte sich der Österreicher Hannes Reichelt gesichert. Dessen Landsmann Matthias Mayer, der Abfahrts-Olympiasieger, wurde zweimal Zweiter. Komplettiert wird der Reigen der Weltcup-Podestfahrer in dieser Super-G-Saison durch Alexis Pinturault (Fr) und Georg Streitberger (Ö).

Es gibt dennoch gute Gründe, die Schweizer heute auf der Rechnung zu haben. Patrick Küng hat in der letzten Saison an diesem Hang im Super-G seinen ersten Weltcup-Sieg gefeiert. Auch Carlo Janka hat schon unterstrichen, dass ihm das Terrain in Beaver Creek liegen kann. Im Dezember 2009 in der Hochblüte seiner Karriere hatte er an diesem Ort innert drei Tagen drei Weltcup-Rennen gewonnen (allerdings keinen Super-G).

Und auch Routinier Didier Défago und WM-Debütant Mauro Caviezel glauben daran, dass die Gegebenheiten auf der technisch anforderungsreichen Strecke auf sie zugeschnitten sind. Beat Feuz und Sandro Viletta haben sich nicht fürs Rennen qualifizieren können. Sie sind in der internen Ausscheidung an Caviezel gescheitert.

Für Janka bildet der heutige Einsatz den Auftakt zu einem Mammut-Programm. Der Obersaxer wird voraussichtlich in vier Rennen am Start stehen. Für den Super-G sieht er die etwa gleich guten Medaillen-Chancen wie für die Abfahrt, in der Super-Kombination traut er sich noch etwas mehr zu. «Wenn in einem Rennen alles klappt, ist für mich vieles möglich», sagt er.

Janka sieht bei sich eine Formkurve mit Aufwärtstendenz. Bei ihm wird sich die Frage stellen, ob er die richtige Abstimmung findet. Das Material ist bei ihm in diesem Winter ein grosses Thema, nachdem er seine Ski-Marke gewechselt hat. Zuletzt musste er sich auch mit seiner Start-Technik beschäftigen. Janka fand heraus, dass er auf den ersten Metern jeweils viel Zeit liegengelassen hatte. Deshalb begann er zu testen und sich bei Jansrud Kniffe abzuschauen. Unterdessen verwendet Janka bei den Stöcken ein anderes Modell.

Küng denkt, dass der Weg zum Erfolg heute über den Killer-Instinkt führen wird. In seinem Fall muss sich weisen, ob er schon wieder bereit ist, diesen an den Tag zu legen. Der Glarner, der die Saison als Schweizer Team-Leader in Angriff genommen hatte, geriet zwischendurch aus der Balance. Anfang Dezember setzte es für ihn in Beaver Creek zwei Nuller ab, die an seinem Selbstvertrauen nagten. Küng ist aber optimistisch, dass er den Rank gefunden hat. Zuletzt klassierte er sich im Weltcup dreimal in den Top 8.

Küng ist in erster Linie froh, dass er sich an einem Grossanlass endlich wieder einmal in einer guten gesundheitlichen Verfassung befindet. In dieser Hinsicht hatte er in der jüngeren Vergangenheit oft Pech gehabt. Für Küng geht es auch darum, sich für die Abfahrt zu empfehlen, wird er doch in der schnellsten Disziplin eine interne Qualifikation bestreiten müssen.

Défago, der Abfahrts-Olympiasieger von 2010, steht vor seinem letzten Grossanlass der Karriere. Der 37-jährige Walliser hat im vergangenen März angekündigt, dass er seine Laufbahn nach der aktuellen Saison beendet. Défago stellt sich auf einen Kurs ein, auf dem viel Gefühl gefragt ist und auf dem man ab der ersten Sekunde kompromisslos angreifen muss. «Eine solche Aufgabe sollte mir eigentlich liegen», meint er. Wenn er gegenüber den letzten Super-G-Rennen noch einen Schritt nach vorne machen könne, sei ein Spitzenergebnis nicht ausgeschlossen.

Aus internationaler Sicht kündigen sich für den Super-G zwei bedeutende Comebacks an. Die Olympiasieger, Weltmeister und Gesamtweltcup-Gewinner Bode Miller und Aksel Lund Svindal stehen vor ihrem ersten Ernstkampf in dieser Saison. Der Amerikaner hat sich im November einer Rücken-Operation unterzogen. Der Norweger war durch einen Achillessehnenriss ausser Gefecht gesetzt. Svindal liess nichts unversucht, um für die WM fit zu werden. Nun ist der Heilungsprozess gerade rechtzeitig genug weit fortgeschritten.

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