Die Schweizer Bevölkerung ist immer stärker mit dem eigenen Wohlbefinden beschäftigt, da der Wohlstand gesichert scheint. Statt grenzenlosem Konsum steht das eigene Wohlgefühl im Zentrum.
Dies hat die jüngste Studie „Psychologisches Klima der Schweiz“ des Markt- und Sozialforschungsinstitut DemoSCOPE ergeben, die am Donnerstag veröffentlicht wurde. Der Trend weg von hemmungslosem Konsum, Erfolgsdruck und Genusssucht hin zu mehr Gelassenheit, Bescheidenheit, bewusstem Konsum und der Suche nach körperlichem und geistigem Wohl begann demnach 2007 mit dem Beginn der Finanzkrise.
Weitere Gründe für den Wertewandel seien der Klimawandel, die Atomkatastrophe von Fukushima oder die gefühlte Migrationsproblematik, auch wenn der Anteil Ausländer in der Schweiz gemessen an der Wohnbevölkerung nicht gestiegen sei, sagte Lilian Demarmels, die die Studie mitverfasst hat.
Der Trend hin zur Wohlfühlgesellschaft hat sich in den vergangenen zwölf Monaten verstärkt. So gehen die Menschen in der Freizeit wieder vermehrt „einfachen“ Vergnügen – wie Wandern in der Natur – nach. Auch Betätigungen, für die man Zeit brauche, wie Nähen oder Stricken, seien im Trend.
„Swiss“ und Bio
Angesichts von Wirtschaftskrise und Globalisierung orientieren sich Schweizerinnen und Schweizer zudem wieder stärker an der eigenen Gruppe – „Swissness“, Tradition und die Rückbesinnung auf die eigenen Wurzeln stünden vermehrt im Vordergrund.
Damit wollten die Menschen sich stärker von anderen Gruppen abgrenzen und ihre eigene Identität stärken, sich aber nicht einen Feind erschaffen, sagte Demarmels.
Beim Konsum wiederum gelte: Wenn nicht grün oder Bio, dann wenigstens „made in Switzerland“. Auf den Preis schauten die Konsumenten aber weiter. Diese Trends habe die Werbewirtschaft längst aufgenommen und verstärkt.
Insgesamt sei die Wohnbevölkerung in der Schweiz in den vergangenen Jahren zudem konservativer geworden, stellten die Trendforscher fest. Welche Auswirkungen der Wertewandel auf Wahlen oder Abstimmungen haben wird, lasse sich noch nicht sagen, sagte Demarmels.