Der Hitzesommer hat den Schweizer Bierbrauern keinen Rekordausschank beschert. Dennoch sind sie mit dem Braujahr 2014/15 zufrieden. Vor europaweit sinkendem Bierkonsum wuchs der heimische Biermarkt um 0,1 Prozent. Die Brauer jagten den Auslandbieren Marktanteile ab.
Der Anteil des einheimischen Gerstensafts, der durch Schweizer Kehlen rann, stieg von 73,2 auf 74,4 Prozent. Auf der anderen Seite verringerten sich die Bierimporte um 4,4 Prozent, wie der Schweizer Brauerei-Verband am Montag mitteilte.
Insgesamt wurden in der Schweiz rund 3,5 Millionen Hektoliter Bier gebraut, eine Steigerung von 1,8 Prozent zur Vorjahresperiode. Aus dem Ausland eingeführt wurden 1,2 Millionen Hektoliter.
Dass die Bierbilanz trotz dem Hitzesommer ausgeglichen ausfällt, erstaunt den Verband nicht. Wärme fördert zwar den Bierdurst. Gleichzeitig besagt eine alte Brauer-Regel nach Verbandsangaben, dass es nicht zu heiss sein darf. Während der Hitzerekorde im Juli und August löschten ab Temperaturen über 28 Grad viele Biertrinkende erfahrungsgemäss den Durst mit Mineralwasser.
Politik belastet die Brauer
Punkto Politik sahen die Bierbrauer bei der Swissness-Vorlage Morgenröte. Wie der Verband rapportiert, stellte der Bundesrat in der Verordnung klar, dass Schweizer Wasser beim Bier wesensbestimmend ist und damit zu dessen Swissness zählt.
Fast Hopfen und Malz verloren ist für die Brauer aber bei den neuen Verordnungen im Lebensmittelrecht. Diese Anpassungen ans europäische Recht sind derzeit in der Vernehmlassung. Nach einer ersten Analyse drohten der Schweizer Lebensmittelbranche und damit den Brauern neues Ungemach, schreibt der Verband.
Warnhinweise müssten landesweit dreisprachig angebracht werden, die Herkunftsdeklaration werde stark verkompliziert und die Übergangsfristen seien unnötig kurz. Ziel müsse es doch sein, Handelshemmnisse ab- und nicht aufzubauen, monieren die Bierbrauer.
Auch die Revision des Alkoholgesetzes drohe nach siebenjähriger Diskussion zu scheitern. Hoffnung bestehe noch im Ständerat.
Sorgen wegen Frankenschock
Neben der Politik bereitet auch das wirtschaftliche Umfeld den Brauereien Kopfzerbrechen. Dieses habe sich erneut verschärft. Dabei spielt nicht nur der sinkende Bierdurst in Europa eine Rolle.
Der Frankenschock und der damit einhergehende Einkaufstourismus führe dazu, dass die Brauereien gleichzeitig hocheffizient und innovativ arbeiten müssen. Der Margendruck seitens des Detailhandels, der rückläufige Bierkonsum in Gaststätten und die ausbleibenden Touristen aus Europa seien weitere Herausforderungen.
Dem Brauerei-Verband gehören 17 Brauereien an, die für 96 Prozent der Schweizer Bierproduktion stehen. Sie brauen rund 250 verschiedene Biere – mit steigender Tendenz.
Aktuell sind bei der Eidgenössischen Zollverwaltung 574 aktive Braustätten registriert. 1985 waren es erst 35. Der grösste Teil der Kleinbrauereien wird nebenberuflich betrieben. Die 50 grössten Brauereien produzieren 99 Prozent des Schweizer Biers.