Die Genfer Privatbank Profil de Gestion kriegt erneut eins auf den Deckel. Die Schweizer Börse hat der Bank eine Busse von 100’000 Fr. aufgebrummt wegen schwerer und grobfahrlässiger Verletzung der Publikationsvorschriften. Das ist die zweithöchste Busse der Schweizer Börse in diesem Jahr.
Tiefer in die Tasche greifen musste nur noch der Erdöl-Servicedienstleister Weatherford, gegen den im Februar eine Busse von 200’000 Fr. verhängt wurde. Den Rekord hält der Hörgerätehersteller Sonova, der im Vorjahr gar 2 Mio. Fr. Strafe zahlen musste.
Bei der Bemessung der Busse von 100’000 Fr. gegen Profil de Gestion habe man die «hohe Sanktionsempfindlichkeit der Gesellschaft berücksichtigt», teilte die Schweizer Börse am Freitag in einem Communiqué mit. Im Klartext heisst das, dass die Busse höher ausgefallen wäre, wenn es der Bank besser gehen würde.
Im ersten Halbjahr erzielte die Privatbank Profil de Gestion lediglich einen Gewinn von 112’467 Fr. erzielt, nachdem sie erst 2012 wieder in die schwarzen Zahlen vorgestossen war. Damals blieb unter dem Strich ein Reingewinn von 130’301 Fr. nach einem Verlust von 3,63 Mio. Fr. im Vorjahr 2011.
Aktionäre zuerst informiert
Und genau mit dem Geschäftsbericht 2011 hat die Bank gegen die Börsenregel verstossen, dass alle Marktteilnehmer gleich behandelt werden müssen. Die Privatbank habe den Geschäftsbericht 2011 zuerst ihren Aktionären zur Einsicht aufgelegt und ihn an der Generalversammlung vom 24. April 2012 verteilt, schrieb die Schweizer Börse.
Erst am Abend nach der GV habe die Bank den Geschäftsbericht mit einer Ad-hoc-Mitteilung veröffentlicht. Dabei habe der Geschäftsbericht möglicherweise kursrelevante Informationen enthalten, schrieb die Schweizer Börse. Sie sanktionierte die Gesellschaft wegen verspäteter Publikation des Geschäftsberichts und Verletzung des Gleichbehandlungsgebots der Marktteilnehmer.
«Die Sanktionskommission stufte die Verletzung als schwer und das Verhalten der Gesellschaft als grobfahrlässig ein», hiess es weiter.
Sündenregister
Denn die Bank ist bereits mehrfach ins Visier der Behörden geraten. Die ehemalige Société Bancaire Privée (SBP), die sich 2009 in Banque Profil de Gestion umbenannte, war 2007 unter dem Druck der damaligen Eidgenössischen Bankenkommission (EBK) an die italienische Gruppe Banca Profilo aus Mailand verkauft worden.
Die Aufsichtsbehörde hatte gedroht, der Bank wegen erheblichen Mängeln bei der Organisation und bei der Gewähr einer einwandfreien Geschäftsführung die Lizenz zu entziehen, wenn sie nicht verkauft würde.
2007 hatte die Schweizer Börse die Aktien der Bank bereits für über einen Monat vom Handel ausgesetzt, weil das Geldhaus seinen Geschäftsbericht 2006 nicht wie vorgeschrieben bis Ende April eingereicht hatte. Mehrere Mahnungen waren erfolglos geblieben.