Rund zwei Monate nach dem Tod des ehemaligen libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi ist der Schweizer Botschafter in Tripolis zuversichtlich, dass der Wiederaufbau des Landes vorwärts geht. Trotz der vielen Waffen, die im Umlauf sind, sei es „erstaunlich ruhig“, sagte Michel Gottret.
„Die Sicherheitslage ist im Moment stabil“, sagte Gottret im Interview mit dem Schweizer Radio DRS. Ab und zu höre man Schüsse, häufig handle es sich aber um Freudenschüsse und nicht um Zwischenfälle.
Trotzdem habe die Entwaffnung der Rebellen hohe Priorität, sagte Gottret. Als positiv sieht der Schweizer Botschafter in diesem Zusammenhang, dass zwei wichtige Ministerposten von ehemaligen Milizen besetzt wurden. Zudem gebe es ein Gesamtkonzept für die Entwaffnung.
Doch um das Konzept umzusetzen, brauche es Zeit und Geld. Dank den kürzlich freigegebenen Geldern könnte dieser Plan vorwärts gehen. „Die Zeit drängt natürlich“, sagte Gottret. Der Zeitplan bis zu den Wahlen sei knapp – und unter diesen Umständen sei die Durchführung von Wahlen kaum vorstellbar.
Büro in Bengasi geschlossen
Auch die Schweiz leistet einen Beitrag, um das Land wieder aufzubauen. In einer ersten Phase, in der die Regierung in Bengasi war, hatte die humanitäre Hilfe oberste Priorität, wie Gottret sagte.
In diesen Tagen werde das Schweizer Büro in Bengasi geschlossen. Die humanitäre Hilfe konzentriere sich nun auf den Schutz von Minderheiten und gefährdeten Personengruppen wie Kinder und Frauen.
Für das Jahr 2012 ist Gottret guter Hoffnung. Libyen befinde sich in einer entscheidenden Phase. Das Potenzial für eine friedliche Zukunft für das Land sei da. „Die Aufgabe ist gewaltig“, sagte Gottret. Die Regierung sei aber bemüht, alles so schnell und reibungslos wie möglich zu organisieren.