Schweizer Eltern haben oft keine Ahnung davon, welchen Gefahren sich ihre Kinder im Internet aussetzen. Ihnen ist nicht bewusst, dass ihre Kleinen bereits Sexbilder gesehen, Cybermobbing erlebt oder Bekanntschaften mit Fremden geschlossen haben.
Wie eine am Freitag veröffentlichte Studie der Universität Zürich zeigt, hat jedes zweite Kind im Alter von 9 bis 16 Jahren schon einmal eine Risikosituation im Internet erlebt. Zu diesen Risiken gehören etwa der Konsum von Sexbildern und Gewaltdarstellungen, reale Bekanntschaften mit Internet-Bekanntschaften und Cybermobbing.
Gemäss der „EU Kids Online Studie“, für die 1000 Kinder aus der Schweiz befragt wurden, haben 38 Prozent der Kinder innerhalb des letzten Jahres sexuelle Darstellungen gesehen. Oft wurden die Bilder aber nicht aktiv gesucht, sondern sie erschienen über Pop-ups, die sich ohne Zutun der Kinder öffneten.
Die Eltern wissen oft nichts davon. Unabhängig von Alter und Geschlecht ihres Kindes nehmen etwa 40 Prozent der Eltern fälschlicherweise an, dass ihr Kind noch nie Pornobilder oder -filme gesehen hat. Besonders Eltern junger Kinder liegen mit ihrer Einschätzung aber oft falsch.
Heimliche Treffen mit Unbekannten
Falsch liegen viele Eltern auch, was Kontakte zu Unbekannten angeht. Gemäss der Studie haben bereits 25 Prozent der Kinder über das Internet Bekanntschaften geschlossen. 7 Prozent haben sich schon einmal mit einer vorher unbekannten Person getroffen. Hier zeigt sich allerdings ein deutlicher Geschlechterunterschied: Knaben treffen doppelt so häufig Unbekannte wie Mädchen.
Obwohl gerade diese Treffen das grösste Gefahrenpotenzial darstellen, wissen Eltern meist nichts davon. 68 Prozent der Eltern gehen davon aus, dass sich ihr Kind sicher nicht mit Fremden trifft. Nur gerade 16 Prozent sind über die Treffen informiert.
Auch in Sachen Cybermobbing sind die Eltern oft ahnungslos. Nur 45 Prozent der Eltern von gemobbten Kindern wissen, dass ihr Kind zum Opfer einer Schmäh-Kampagne im Internet wurde. Am auffälligsten ist die Diskrepanz bei männlichen Cybermobbing-Opfern: 81 Prozent ihrer Eltern wissen nicht, was ihrem Sohn widerfahren ist.