Schweizer erhält europäischen Erfinderpreis

Ein Schweizer Forscher und Erfinder hat den europäischen Erfinderpreis 2015 erhalten. Das Europäische Patentamt (EPA) ehrt damit Andreas Manz als geistigen Vater der Chiplabor-Technologie für sein Lebenswerk.

Der 58-jährige Schweizer Chemiker Andreas Manz wird vom Europäischen Patentamt mit dem Erfinderpreis 2015 geehrt (Bild: Europäisches Patentamt) (Bild: sda)

Ein Schweizer Forscher und Erfinder hat den europäischen Erfinderpreis 2015 erhalten. Das Europäische Patentamt (EPA) ehrt damit Andreas Manz als geistigen Vater der Chiplabor-Technologie für sein Lebenswerk.

«Das sich komplexe medizinische, biologische oder chemische Analysen heute auf nur wenigen Millimeter grossen Chiplaboren schnell und effizient durchführen lassen, ist das Verdienst von Andreas Manz», erklärte EPA-Präsident Benoît Battistelli laut Communiqué bei der Preisverleihung am Donnerstag im Pariser Palais Brongniart vor 400 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft.

Mit der Erfindung des 58-jährigen Manz lassen sich Laborprozesse im Miniaturformat auf einem winzigen Träger durchführen. Damit können etwa spezielle Testgeräte den Zuckergehalt bei Diabetikern mit einem Tropfen Blut innerhalb von Sekunden messen, wie es weiter hiess. Eine nicht weniger bahnbrechende Variante des Chiplabors von Manz sei dessen Nutzung als DNA-Schnelltest zur Prävention von Erbkrankheiten.

Seine Erfindung des ersten miniaturisierten Gesamtanalysesystems hat der heutige Professor an der Saar-Universität und Leiter der Arbeitsgruppe für Mikrofluidik am Korea Institute of Science and Technology im Jahre 1990 gemacht. «Das Neue war, dass wir auf einem solchen Chip Apparate und Geräte sowie Schläuche und Ventile aus den Laboratorien integriert haben in winzigste Kanälchen», sagt Manz rückblickend.

Umweltkatastrophe als Anstoss

Manz entwickelte die Technologie zunächst als Antwort auf eine Umweltkatastrophe: Als nach dem Brand in der Sandoz-Chemiefabrik in Schweizerhalle BL im Jahre 1986 Giftstoffe in den Rhein gelangten, erfand er ein System, das Wasserproben ohne Laboraufwand schnell analysieren konnte.

«Nach der Katastrophe hatten wir die Idee, ein neues Gerät, ein sogenanntes »Lab on a chip« zu entwickeln, um viele Chemikalien im Flusswasser nachweisen zu können», erklärte Manz. Später habe man festgestellt, dass diese Chips auch sehr gut in anderen Bereichen, wie der Pharmaforschung oder der klinischen Diagnostik, eingesetzt werden könnten.

Die Technik habe grosses Potential, hiess es im Communiqué des EPA. Laut einer Studie aus dem Jahre 2011 solle der Markt für Chiplabortechnologie bis im nächsten Jahr ein Volumen von 7,8 Milliarden Euro erreichen.

Auf Manz gingen im wesentlichen rund 40 Patente zurück. Zudem habe er über 250 Artikel in wissenschaftlichen Publikationen veröffentlicht. «Damit zählt Manz zu den erfolgreichsten Chemikern weltweit», hiess es.

Publikumspreis an australisch-chinesisches Team

Der per Online-Votum gewählte Publikumspreis ging an ein australisch-chinesische Forscherteam. Ian Frazer und der inzwischen verstorbene Jian Zhou hatten den ersten Impfstoff gegen Gebärmutterhalskrebs entwickelt. Das Präparat schützt Frauen und Mädchen vor dem Humanen Papillomavirus (HPV).

Franz Amtmann aus Österreich und Philippe Maugars aus Frankreich wurden in der Kategorie «Industrie» für die Erfindung berührungsloser Datenübertragung geehrt.

Der Franzose Ludwik Leibler bekam einen Preis für die Entwicklung der Vitrimere. Diese umweltfreundlichen Kunststoffe lassen sich reparieren und vollständig recyceln.

Die Niederländerin Laura van ‚t Veer wurde ausgezeichnet, weil sie einen genbasierten Gewebetest erfunden hat, der eine individuelle Brustkrebstherapie ermöglicht. Die Technologie hat nach Angaben des Patentamts dafür gesorgt, dass sich 20 bis 30 Prozent weniger Brustkrebspatientinnen einer Chemotherapie unterziehen müssen.

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