Schweizer Forscher beantragen 219 Millionen als Übergangslösung

Schweizer Forscher dürfen sich seit der Annahme der SVP-Masseneinwanderungsinitiative nicht um EU-Forschungsstipendien bewerben. Nun haben sie 219 Millionen Franken vom Schweizerischen Nationalfonds ersucht.

Forschungslandschaft Schweiz: Hauptgebäude der ETH in Zürich (Bild: sda)

Schweizer Forscher dürfen sich seit der Annahme der SVP-Masseneinwanderungsinitiative nicht um EU-Forschungsstipendien bewerben. Nun haben sie 219 Millionen Franken vom Schweizerischen Nationalfonds ersucht.

Als Folge der SVP-Masseneinwanderungsinitiative dürfen sich Schweizer Forscher nicht um EU-Forschungsstipendien bewerben. Stattdessen haben nun 145 Forschende beim Schweizerischen Nationalfonds (SNF) um Forschungsgelder im Umfang von 219 Millionen Franken ersucht, wie der SNF am Mittwoch mitteilte.

Der Nationalfonds hat zu diesem Zweck die «SNSF Starting Grants» lanciert. Sie sollen als eine befristete Massnahme die entsprechende Förderung auf europäischer Ebene ersetzen. Ausserdem hat der Nationalfonds die Mitglieder einer Kommission bestimmt, die diese Übergangsmassnahmen aufgleisen und koordinieren soll.

Bis zum 25. März haben 145 Forschende um so einen «SNSF Starting Grant» ersucht, für die pro Projekt maximal 1,5 Millionen Franken auf höchstens fünf Jahre vergeben werden. Sie richten sich an vielversprechende Nachwuchsforschende an Schweizer Institutionen mit zwei bis sieben Jahren Erfahrung.

Die meisten Gesuche gingen aus den Sparten Mathematik sowie Natur- und Ingenieurwissenschaften ein (68 Gesuche), gefolgt von Biologie und Medizin (52) und Geistes- und Sozialwissenschaften (25). Im Vorjahr hatten 131 Schweizer Forschende Gesuche für einen «Starting Grant» der EU eingereicht.

Ersatz für prestigeträchtige Stipendien

Die Anträge, über deren Förderung bis Ende 2014 entschieden werden soll, belaufen sich auf insgesamt 219 Millionen Franken. Das Geld wird aus dem EU-Budget des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) kommen, das nun nicht in die EU-Forschungsprogramme eingezahlt wird. Diese Umschichtung müsse noch vom Parlament genehmigt werden, hiess es beim SNF auf Anfrage.

Die Übergangsmassnahmen ersetzen die prestigeträchtigen Stipendien des Europäischen Forschungsrats (ERC grants), die in einem Konkurrenzverfahren an Forscher aus EU- und assoziierten Ländern vergeben werden. Die Teilnahme der Schweiz am EU-Forschungsprogramm wurden nach Annahme der Masseneinwanderungsinitiative auf Eis gelegt, das Land ist seither Dritt- statt assoziierter Staat.

Die Übergangsmassnahmen sollen laut SNF dazu beitragen, die hohe Wettbewerbsfähigkeit und Internationalität der Forschung in der Schweiz sicherzustellen, bis eine politische Lösung mit der EU gefunden sei.

Weitere Stipendien bis Ende April

Ende April folgt dann die Ausschreibung für die ebenfalls neuen, befristeten «SNSF Consolidator Grants». Sie sind für weiter fortgeschrittene Wissenschaftler mit sieben bis zwölf Jahren Erfahrung gedacht und ersetzen die «ERC Consolidator Grants», die bis zu 2,75 Millionen Euro (3,35 Millionen Franken) betragen.

Der Nationalfonds setzt diese Übergangsmassnahmen in Koordination mit dem SBFI um. Um sie zu koordinieren und durchzuführen, hat der SNF nun eine Kommission bestimmt. Sie soll unter anderem die Panels bestimmen, die die Projektanträge evaluieren.

In der Kommission sitzen ein: Thomas Bernauer, Professor für Internationale Beziehungen an der ETH Zürich, Jean-Pierre Eckmann, Professor für Theoretische Physik an der Universität Genf, Gisou van der Goot, Professorin für Zell- und Membranbiologie an der ETH Lausanne und Martin Vetterli, Präsident des Nationalen Forschungsrats des SNF.

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