Forscher der ETH Lausanne und der Universität Genf haben herausgefunden, wie Tumorzellen dem Abwehrsystem des Körpers entgehen. Die Entdeckung könnte zu einer neuen, effizienteren Generation von Krebsimpfungen führen.
Tumorzellen tragen auf ihrer Oberfläche verräterische Moleküle, wie die ETH Lausanne (EPFL) am Donnerstag mitteilte. Die Krebsgeschwüre sind deshalb eigentlich für das körpereigene Immunsystem erkennbar. Diese Erkenntnis führte unter Forschern und Ärzten zu grosser Aufregung – und es wurden erste Krebsimpfungen entwickelt.
In klinischen Versuchen erwiesen sich diese Impfstoffe aber bislang als wenig wirksam, vor allem weil Tumore diverse Mechanismen kennen, um den Immunzellen zu entwischen. Wie die Krebszellen dies machen, ist bisher weitgehend unbekannt. Nun aber hat ein Team um Melody Swartz (EPFL) und Stéphanie Hugues (Uni Genf) einen dieser Mechanismen entschlüsselt.
Schutz durch Lymphgefässe
Eine Hauptrolle dabei spielen Lymphgefässe. Es ist schon länger bekannt, dass sich um Tumore vermehrt Lymphgefässe bilden können. Dies wiederum deutet auf eine schlechte Krankheitsprognose und eine raschere Bildung von Ablegern, so genannten Metastasen hin. Bislang glaubten Forscher, die Lymphgefässe dienten den Krebszellen einfach als Ausbreitungskanäle.
Doch wie die Forscher im Fachmagazin „Cell Reports“ berichten, unterdrücken die Lymphgefässe in Wirklichkeit die Immunantwort des Körpers gegen die Krebszellen. „Wie Soldaten, die eine Festung beschützen“, wehren sie die Angriffe der Immunzellen ab, wie es in der Mitteilung heisst.
Schutzgürtel aufsprengen
Die Forscher untersuchten die Wirksamkeit eines Impfstoffs an einer Tumorart, die besonders grosse Mengen eines Moleküls freisetzt, das Lymphgefässe zum Wachstum anregt. Es zeigte sich, dass der Tumor viermal langsamer wachsen konnte, wenn die Wissenschaftler das lymphfördernde Molekül blockierten.
Laut dem Team zeigt das, dass es sich lohnen könnte, zuerst die Lymphgefässe anzugreifen, die einen Tumor umgeben. Wenn die Lymphgefässe ausser Gefecht gesetzt sind, verrichten die Abwehrzellen des Körpers ihre Arbeit womöglich effizienter. Ob diese Idee auch in der Praxis funktioniert, muss nun untersucht werden.