Der in Russland inhaftierte Schweizer Greenpeace-Aktivist hat in einem weiteren Brief an Medien seine Haftbedingungen angeprangert und den Bundesrat zu einer deutlicheren Haltung gegenüber Russland aufgefordert.
Seit 24 Tagen sitze er in Einzelhaft in einer kalten Zelle, heisst es im Schreiben des 28-jährigen Marco Weber, das die «SonntagsZeitung» und «Le Matin Dimanche» veröffentlichten. Er bereue aber nicht, an dem Versuch teilgenommen zu haben, eine Bohrinsel des Gazprom-Konzerns zu entern. Damit sollte auf Umweltrisiken durch die Gas- und Ölförderung in der Arktis-Region aufmerksam gemacht werden.
Ausser regelmässigem Besuch vom Schweizer Konsulat in St. Petersburg habe er keinen Kontakt zur Aussenwelt, schreibt Weber weiter. Er halte wenig von Verhandlungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit und wünsche sich vom Bundesrat «ein ehrliches öffentliches Statement gegenüber Russland».
Der Brief war geschrieben worden, bevor die russische Justiz am Mittwoch die Anklage abschwächte. Den Greenpeace-Aktivisten wird demnach nicht mehr wegen «bandenmässiger Piraterie», sondern wegen «Rowdytums» der Prozess gemacht. Auf «bandenmässige Piraterie» stehen bis zu 15 Jahre Haft, bei «Rowdytum» drohen den Angeklagten maximal sieben Jahre Gefängnis.
Die russische Küstenwache hatte das Greenpeace-Schiff «Arctic Sunrise» am 19. September in der Barentssee aufgebracht. Ausser 28 Aktivisten der Umweltschutzorganisation waren auch zwei Reporter an Bord.