Die Frankenstärke setzt dem Schweizer Hotelgewerbe zu. Ein Grund dafür sind die im Vergleich zu den Nachbarländern höheren Einkaufspreise für Lebensmittel. Gestützt auf eine Studie fordert der Dachverband hotelleriesuisse den Freihandel von Agrar- und Lebensmittelprodukten.
„Wenn die Schweizer Hoteliers im Jahr 2010 Nahrungsmittel zu Preisen wie in Österreich eingekauft hätten, hätten sie 1,1 Mrd. Fr. gespart“, erläuterte Christian Hunziker vom Institut BAKBASEL in Bern. Er präsentierte vor den Medien die von hotelleriesuisse in Auftrag gegebene Studie zu den Folgen eines Freihandels mit der EU.
Gemäss der Untersuchung sind die Preise im Schweizer Gastgewerbe im Durchschnitt 22 Prozent höher als in den Nachbarländern Frankreich, Deutschland, Italien und Österreich. Die Studie beruhe auf Zahlen aus 2010, als der Wechselkurs zum Euro noch 1,38 Fr. betrug, sagte Hunziker. „Die Situation hat sich noch verschärft.“
Tiefe Preise entscheidend
Ein möglicher Weg zu tieferen Kosten bestehe darin, den Schweizer Markt und Landwirtschaftsprodukte aus der EU zu öffnen. BAKBASEL sieht hier einen Spielraum für Preissenkungen zwischen 2,4 und 4,7 Prozent. Dies entspräche einem Sparpotenzial von 724 Mio. bis 1,35 Mrd. Franken.
Davon würden wiederum die Hotelgäste durch tiefere Preise profitieren. „Der Preis ist vor allem durch die Transparenz im Internet entscheidend geworden“, sagte hotelleriesuisse-Präsident Guglielmo Brentel. Ein Problem liege darin, zu Weltmarktpreisen konkurrenzfähig zu sein, dabei aber mit hohen Kosten zu geschäften.
Der starke Franken habe die Wettbewerbsfähigkeit für die Schweizer Hoteliers wieder verschlechtert, während die Branche in den letzten zehn Jahren „ihre Hausaufgaben gemacht“ habe, sagte Brentel.
Langsame Anpassung
Der Verband relativierte gleichzeitig die Hoffnungen auf eine rasche Besserung. „Den grossen Wurf gibt es nicht“, sagte hotelleriesuisse-CEO Christoph Juen. Kurzfristig sehe man Spielraum für tiefere Preise im Fleischhandel – etwa durch Anpassungen bei Importzöllen – oder die Ausweitung des Cassis-de-Dijon-Prinzips.
Längerfristig setzt man auf Verhandlungen mit der Europäischen Union, wie Juen sagte. Bei der Umsetzung eines Freihandelsabkommens bräuchte es zudem einen „grosszügigen Fahrplan“ sowie flankierende Massnahmen, die man „auf jeden Fall unterstützen würde“.