Höhere Konsumausgaben und Exporte liessen im dritten Quartal das reale Bruttoinlandprodukt (BIP) gemäss offiziellen Seco-Zahlen im Vergleich zum Vorjahr um 1,9 Prozent ansteigen. Das Wachstum hat sich damit von Juli bis September wieder etwas beschleunigt.
Im zweiten Quartal betrug das BIP-Wachstum noch 1,6 Prozent, nachdem es in den Perioden davor bei über 2 Prozent gelegen hatte. Die am Mittwoch veröffentlichten Zahlen bestätigten, dass das schwächere Wachstum im zweiten Quartal lediglich eine Delle, nicht aber einen Wendepunkt darstelle, sagte UBS-Ökonomin Veronica Weisser gegenüber der Nachrichtenagentur sda.
Gegenüber dem zweiten Quartal legte das Bruttoinlandprodukt (BIP) von Juli bis September preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,6 Prozent zu. Die Ausgaben der privaten Haushalte trugen dazu mit einem Wachstum von 0,6 Prozent bei.
Ohne die Gesundheitsausgaben wären die Konsumausgaben aber klar weniger hoch ausgefallen, erklärte Bruno Parnisari, Leiter des Ressorts Konjunktur beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco). Viele andere Konsumausgaben stagnierten laut dem Seco im dritten Quartal.
Stärker als erwartetes Exportwachstum
Die Ausgaben der öffentlichen Hand erhöhten sich nach einer Nullrunde im Vorquartal um 0,9 Prozent. Insgesamt stieg der private und öffentliche Konsum stärker an, als beispielsweise die UBS prognostiziert hatte. Auch der Export sei trotz dem schwachen Wachstum der Eurozone stärker gewachsen als erwartet, erklärt Ökonomin Weisser.
Die Warenexporte legten gegenüber dem Vorquartal – Transithandel und Wertsachen wie Edelmetalle und Kunstgegenstände nicht mitgerechnet – um 2,8 Prozent zu. Laut dem Seco trugen zu den höheren Exporten vor allem die Ausfuhren von chemischen und pharmazeutischen Produkten sowie Uhren und Metallen bei.
Nach einem Rückgang im zweiten Quartal stiegen von Juli bis September auch die Bauinvestitionen wieder an, und zwar um 0,8 Prozent. Die Investitionen in Forschung & Entwicklung, die seit der Umstellung der BIP-Berechnungsmethode auf die neuen Standards der EU auch Militärinvestitionen beinhalten, erhöhten sich um 0,3 Prozent.
Wachstum im Gesundheits- und Sozialwesen
Die Zunahme der Wertschöpfung sei auf mehrere Wirtschaftssektoren abgestützt, teilte das Seco weiter mit. Die Wertschöpfung im Gesundheits- und Sozialwesen legte im dritten Quartal um 2,1 Prozent, diejenige des Gastgewerbes und der Beherbergung mit 1,3 Prozent zu. Aber auch die Industrie verzeichnete ein Plus von 1,0 Prozent. Beim Handel und den Finanzdienstleistungen hingegen stagnierte die Wertschöpfung oder ging leicht zurück.
UBS-Ökonomin Weisser sieht die wachsenden Ausgaben im Gesundheits- und Sozialwesen als ein Zeichen der alternden Gesellschaft. Daher würden diese auch künftig zunehmen. Allerdings sei dies kein Zeichen für einen wachsenden Wohlstand, da es sich dabei um Kosten und nicht um Investitionen handle.
Für das kommende Jahr erwartet sie weiter ein von der Immigration getriebenes Wachstum des Konsums, das sich allerdings auf tieferem Niveau als bisher bewegen dürfte. Die Ökonomin rechnet zudem damit, dass die wahrscheinlich erfolgende Gewinnausschüttung der Schweizerischen Nationalbank an die Kantone die Staatsausgaben ankurbeln werde. Steigen dürften aber auch die Exporte: Die Schwächephase in der Eurozone laufe langsam aus, erklärte Weisser.
Etwas vorsichtiger äussert sich das Seco: Parnisari befürchtet, dass die Auswirkungen der schlechten Wirtschaftslage in der Eurozone noch nicht zu Ende sein könnten. Es sei noch zu früh, um detaillierte Voraussagen zu treffen, fügte er hinzu. Jedoch gäben die leichte Erholung in Deutschland im Oktober und November Anlass zur Hoffnung.