Schweizer Löhne so schwach gestiegen wie seit 1999 nicht mehr

Die Schweizer Löhne sind im vergangenen Jahr durchschnittlich um 0,7 Prozent gestiegen. Das ist trotz des anhaltend robusten Wirtschaftswachstums die geringste Erhöhung seit 1999.

Real hatten die Arbeitnehmenden 2013 etwas mehr im Portemonnaie (Bild: sda)

Die Schweizer Löhne sind im vergangenen Jahr durchschnittlich um 0,7 Prozent gestiegen. Das ist trotz des anhaltend robusten Wirtschaftswachstums die geringste Erhöhung seit 1999.

Der Lohnanstieg fällt leicht geringer aus als in den drei vorangehenden Jahren (2012: +0,8 Prozent; 2011: +1,0 Prozent; 2010: +0,8 Prozent), wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Montag mitteilte. 2008 und 2009 hatten im Nachgang zum Wirtschaftsboom von vor der Finanzkrise noch Lohnaufschläge von 2,0 respektive 2,1 Prozent resultiert.

Zu den vergleichsweise geringen Lohnerhöhungen im vergangenen Jahr schreibt das BFS: Die meisten Entscheide für 2013 seien im Herbst 2012 gefällt worden, «in einer Periode, in der die Weltkonjunktur immer noch instabil war, die wirtschaftlichen Perspektiven unsicher waren und die Inflationsrate für das Jahr 2013 auf +0,5 Prozent geschätzt wurde».

Real 1,0 Prozent mehr

Angesichts der schliesslich leicht rückläufigen Teuerung (-0,2 Prozent) verblieben den Arbeitnehmenden real 1,0 Prozent mehr, wie es weiter hiess. Die Lohnempfänger profitierten zwar von insgesamt erneut etwas tieferen Konsumentenpreisen. Dabei nicht berücksichtigt sind allerdings steigende Gebühren und Krankenkassenprämien sowie die kalte Progression bei den Steuern.

Die Schweizer Wirtschaft entwickelte sich derweil sehr robust. Allein im Jahr 2013 nahm das Bruttoinlandprodukt (BIP) gemäss vorläufiger Schätzung um 2,0 Prozent zu und viele Börsen erreichten neue Rekordstände. In den vergangenen zehn Jahren sind die Löhne nur im Krisenjahr 2009 und 2012 real stärker gestiegen als das BIP.

Erstmals seit 2008 sind die Nominallöhne der Männer (+0,8 Prozent) im vergangenen Jahr wieder leicht stärker gestiegen als jene der Frauen (+0,7 Prozent). Im Dienstleistungssektor stiegen die Löhne durchschnittlich um 0,8 Prozent, während es in der Industrie Lohnerhöhungen von 0,7 Prozent gab.

Von 0 bis 2 Prozent mehr

Die Unterschiede zwischen den Branchen sind aber beträchtlich: An der Spitze stehen Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen mit Nominallohnerhöhungen von durchschnittlich 2,0 Prozent. Es folgen die IT-Branche (+1,7 Prozent), der Maschinen- und Fahrzeugbau (+1,6 Prozent), der Detailhandel (+1,1 Prozent) und die Öffentlich Verwaltung (+1,1 Prozent).

Am anderen Ende mussten Angestellte diverser Branchen Nullrunden hinnehmen. Dazu zählen der Grosshandel, die Branche Kunst, Unterhaltung und Erholung, die Nahrungsmittelhersteller sowie die Branche Bergbau, Energie- und Wasserversorgung, Abfallentsorgung.

Keine speziell guten Ergebnisse konnten die Arbeitnehmervertreter in den Branchen mit Gesamtarbeitsverträgen (GAV) aushandeln: Die gesamtwirtschaftliche Zunahme der Nominallöhne entsprach laut BFS der durchschnittlichen Lohnerhöhung von 0,7 Prozent, die im Rahmen der wichtigsten Gesamtarbeitsverträge für rund eine halbe Million Arbeitnehmende vereinbart wurde.

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