Die Schweizer Maschinenindustrie hat im vergangenen Jahr aus ihrer Krise herausgefunden. Dank der besseren Konjunkturlage verzeichnete die wichtige Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM) 2,3 Prozent mehr Bestellungen und 2,8 Prozent höhere Umsätze.
Der Aufschwung setzte dabei erst im zweiten Halbjahr ein. Entsprechend stieg der Auftragseingang im vierten Quartal mit 3,7 Prozent stärker. Anzeichen für eine Trendwende seien indes bereits früher erkennbar gewesen, erklärte Peter Dietrich, Direktor des Branchenverbandes Swissmem, vor den Medien in Zürich.
Die Gründe für die Erholung sieht Dietrich in der besseren Wirtschaftslage in den wichtigsten Absatzmärkten und der leichten Abschwächung des überbewerten Frankens. Die konjunkturelle Lage ist die Achillesferse der Branche: Rund drei Viertel ihres Umsatzes macht die MEM-Industrie mit Exporten, 60 Prozent davon betragen die Ausfuhren in die EU.
Krise noch nicht vom Tisch
Trotz der spürbaren Erholung sind die Exporte in die EU aber nur um 0,8 Prozent gestiegen. «Die Risiken im europäischen Umfeld sind nicht vom Tisch», warnt denn auch Dietrich. Die Schuldenkrise könne sich jederzeit wieder verschärfen.
Allerdings zeigt ein Blick auf das vierte Quartal zumindest, dass die Exporte in alle Absatzmärkte angezogen haben. Während die Ausfuhren in die EU um 3,5 Prozent zulegten, verzeichneten die Exporte nach Asien und die USA mit 3,2 und 2,9 Prozent ähnlich hohe Zuwachsraten.
Die steigenden Bestellungen wirkten sich auch auf die Kapazitätsauslastung in der Industrie aus. Im Januar 2014 lag diese bei 87 Prozent und somit über dem langjährigen Durchschnitt von 86 Prozent.
Fehlende Innovationskraft bei KMU
Positiv entwickelten sich auch die Umsätze, nachdem diese seit dem Einbruch im Jahr 2009 auf gleichem Niveau verharrt hatten. 2013 nahmen die Erlöse um 2,8 Prozent zu. Im vierten Quartal war es sogar ein Plus von 5,3 Prozent.
Laut Swissmem haben dazu vor allem Grossfirmen beigetragen. Dagegen stagnierten die Umsätze bei den kleineren und mittleren Unternehmen (KMU). Dietrich macht dafür auch die geringere Innovationskraft der KMU verantwortlich, die unter dem europäischen Durchschnitt liege.
«Vielfach fehlt das Verständnis, wie KMU Wissen von Forschungsanstalten anzapfen können.» Swissmem hat deshalb eine Fachgruppe gegründet, damit diese Firmen wieder besser Tritt fassen könnten.
4300 Stellen gestrichen – Ausblick dennoch positiv
Trotz dem Aufschwung sind die letzten Jahre nicht spurlos an der MEM-Industrie vorbeigegangen. «Die Branche hat in den letzten zwei Jahren 4300 Stellen eingebüsst», sagte Dietrich. Dieser Abbau sei aber weniger tief ausgefallen als erwartet.
Swissmem hatte nach dem Fall des Euros beinahe auf Gleichstand zum Franken befürchtet, dass bis zu 10’000 Stellen gestrichen werden könnten. Einen wichtigen Beitrag habe sicherlich auch der garantierte Euro-Mindestkurs von 1,20 Franken geleistet, schätzt Dietrich.
Die Beschäftigungsstatistik des Bundes weist per Ende September 2013 für die MEM-Industrie 332’283 Angestellte aus. Dies entspricht einem Minus von 1 Prozent. Allerdings sind darin auch die Mitarbeitenden der florienden Uhrenindustrie eingerechnet. Aktuelle Zahlen wird das Bundesamt für Statistik in den nächsten Tagen veröffentlichen.
Immerhin rechnet der Swissmem-Direktor damit, dass der Aufschwung auch in diesem Jahr anhalten wird. Dabei stützt er sich auf die positive Einschätzung der Unternehmer. 54 Prozent der Befragten erwarteten mehr Bestellungen aus dem Ausland. Vor drei Jahren lag der Wert noch bei 40,5 Prozent. Dietrich erhofft sich überdies weitere Wachstumsimpulse aus Deutschland, Osteuropa und China.