Ganz so zahlreich wie in anderen Jahren waren die Scherze nicht: Der 1. April fiel 2012 auf einen Sonntag, die Tageszeitungen hatten somit keine Gelegenheit, ihren Lesern einen Bären aufzubinden. Einige nahmen ihre Leser bereits in den Tagen zuvor auf die Schippe.
Die „SonntagsZeitung“ nahm den Kanton Aargau im Zusammenhang mit der Asyl-Debatte aufs Korn. Das Blatt meldete, dass US-Star Angelina Jolie die Schweizer Premiere ihres Regiedebüts „The Land of Blood an Honor“ in der Turnhalle von Bettwil AG plane. Die Gemeinde hatte mit ihrem Kampf gegen eine Asylunterkunft Schlagzeilen gemacht.
Die „NZZ am Sonntag“ lud ihre Leser in den Zoo Zürich ein. Dieser wolle sich nach der „neuen Aquarium-Naturschutzstrategie“ ausrichten – die Aquarien werden deshalb geräumt und die Fische verschenkt. Abgabetermin war am Sonntag um 10 Uhr beim Zoo-Haupteingang. Tatsächlich stand ein kleines Grüppchen samt passenden Transportgefässen zur angegebenen Zeit am Zoo-Eingang.
Die Aargauer Ausgabe der Zeitung „Der Sonntag“ kündigte an, dass für einen Spaziergang im Wald bei der Fricktaler Gemeinde Schwaderloch ab dem Sonntag Eintritt verlangt werde. Mit den erhofften Einnahmen von rund einer Million Franken pro Jahr wolle Schwaderloch den Steuerfuss senken.
Die Solothurner Ausgabe von „Der Sonntag“ deckte das Süddach der historischen St. Ursen Kathedrale per Fotomontage mit Solarmodulen. Die wasserdichten Solarmodule sollten die maroden Ziegel auf dem Süddach ersetzen.
„Le Matin Dimanche“ kündigte per Mai dieses Jahres die Einführung der „Natur-Vignette“ an. Dieses Pendant zur Autobahnvignette müssten künftig alle auf ihrer Jacke, ihrem Rucksack oder der Mütze tragen, die sich auf Naturpfaden bewegen. Auf diese Weise sollen rund 200 Millionen Franken in die Staatskasse gespült werden.
Schwarzfahrer-App und Gripen-Präsentation
Die „Basler Zeitung“ empfahl ihren Lesern den Kauf des Smartphone-Apps „BVB Billettkontrolle“: Dieses versende Warnungen vor Billettkontrollen auf den Strecken der Basler Verkehrs-Betriebe. Es zeige minutengenau an, wo eine Kontrolle ansteht.
Der „Frutigländer“ kündigte bereits am Freitag ein spektakuläres Ereignis an: Am Sonntag um 11 Uhr werde ein erster Kampfjet vom Typ Gripen auf dem Flugplatz Reichenbach landen. Damit solle getestet werden, ob sich der Flugplatz für Kampfflugzeuge eigne. So könnte Meiringen entlastet werden.
Der „Werdernberger und Obertoggenburger“ meldete, auf dem St.-Galler Ausflugsberg Hoher Kasten solle eine 48’000 Quadratmeter grosse Solaranlage gebaut werden.
Auch der Schweizer Teletext konnte sich einen Aprilscherz nicht verkneifen: Er teilte mir, die Schweiz wolle diesen Sommer einen revolutionären Satelliten ins All schicken. Dieser solle einen kabel- und kostenlosen Internetanschluss im ganzen Land garantieren.
Aromatherapie und Erstwohnungsinitiative
Asylbewerber sollen ab sofort in Luftschutzkellern von Privathäusern untergebracht werden. Diese phantasievolle Lösung der Suche nach Asylunterkünften wurde am Sonntag vom Aargauer Radio Argovia verbreitet.
Das Emmentaler Privatradio neo1 hatte einen Scoop zur Ilfishalle in Langnau BE. Im Zuge der laufenden Sanierung werde ein Röhrensystem verlegt, damit künftig bei Eishockeyspielen die Aromatherapie ihre segensreiche Wirkung entfalte.
Brisante Polit-News gab’s beim Berner Sender Capital FM: Soeben sei die Erstwohnungsinitiative lanciert worden. Demnach dürften in jeder Gemeinde nur noch 80 Prozent Erstwohnungen stehen. Das führe dazu, dass die meisten Gemeinden im Mittelland im grossen Stil Ferienwohnungen bauen müssten. Die Abstimmung sei in einem Jahr vorgesehen.
Radio Grischa wusste am Sonntag zu berichten, dass die Stadt Chur Sexboxen einrichten möchte. Der Initiant erhoffe sich, dass dadurch der Strassenstrich am Rande der Altstadt verschwindet – was zudem „zu Stosszeiten“ zu einer „Verkehrsentlastung“ führe.
Auch Radio24 liess sich von den Sexboxen inspirieren: Der Zürcher Sender meldete, die in Zürich geplanten Boxen sollen nach getaner Arbeit der Prostituierten nicht leer stehen sondern tagsüber als Auto-Waschanlage genutzt werden. Dann bleibe das Areal auch immer schön sauber.
Gecko-Käse und Wellnesszug
Die Vermarktungsorganisation Emmentaler Switzerland lud zur Degustation von „Gecko-Käse“ auf dem Berner Bärenplatz. Dieser Emmentaler sei noch besser im Geschmack: Er stamme von Kühen, die nicht von Fliegen geplagt würden. Denn auf die Kühe seien Geckos gesetzt worden, die etwa 20 Fliegen pro Tag verzehrten. Einen Käselaib mit Gecko-Label gab es auf dem Bärenplatz tatsächlich zu sehen. Allerdings konnten die Passanten in der Regel keinen Unterschied zum herkömmlichen Emmentaler feststellen.
Die Matterhorn Gotthard Bahn kündigte für den 1. April die Einführung eines „vollkommen neuen Wagenkonzepts“ an: Während des Sommers sollten auf der Strecke St. Moritz – Zermatt Wellnesswagen verkehren – mit Massagesitzen und Whirlpool. Vor jeder Fahrt werde das Jacuzzi mit frischem Gletscherwasser gefüllt.