Mit 26 Spielern steigt Trainer Glen Hanlon in das zweite WM-Trainingslager, in dem die Schweiz heute in Genf und am Freitag in La Chaux-de-Fonds auf Weltmeister Russland trifft.
Das Schweizer Kader wird auch die Woche danach kaum Veränderungen erfahren. Der Playoff-Final in der NLA dauert mindestens bis Samstag. Und in der NHL geht die Qualifikation ebenfalls erst am Wochenende zu Ende. Weil die Spieldaten der beiden Ligen und die Termine der Vorbereitungscamps dieses Jahr so ungewöhnlich liegen, dürften die nun aufgebotenen Spieler zwei Wochen Zeit haben, um sich für einen Platz im WM-Kader aufzudrängen.
Denn der nächste «Cut» erfolgt nach den Zuzügen von Dean Kukan (Lulea/Sd), Christoph Bertschy, Thomas Rüfenacht, Tristan Scherwey, Eric Blum (alle Bern), Kevin Romy, Cody Almond und Romain Loeffel (alle Genève-Servette) erst im Hinblick auf die letzten beiden WM-Tests in Grenoble (24. April) und Lyon (26. April) gegen Frankreich. Dann werden in etwa zehn bis zwölf Spieler von Davos und den ZSC Lions sowie aus Nordamerika einrücken.
Aus der NHL (und auch aus der AHL) darf Hanlon aber zumindest für den Beginn der WM in Prag (1. bis 17. Mai) wenig Verstärkung erwarten. Mit Ausnahme von Torhüter Reto Berra (Colorado) sowie den Verteidigern Mark Streit (Philadelphia) und Mirco Müller (San Jose) könnten alle anderen Schweizer mit ihren Teams den Playoff-Einzug schaffen. Müller dürfte wegen seiner Handverletzung aber kaum eine Freigabe für die WM erhalten.
Nach dem freiwilligen Rückzug von Martin Plüss gilt Hanlons Konzentration nicht zuletzt der Suche nach neuen Spielern für die so wichtige Center-Position. Plüss hatte zwar bereits die letzte WM ausgelassen, Hanlon dürfte aber mindestens darauf gehofft haben, dass einer der wichtigsten Spieler des Nationalteams in den letzten beiden Dekaden seine internationale Karriere fortsetzt.
Nun muss Hanlon seine Planungen umstellen. In Frage für die Rolle als Mittelstürmer kommen nebst den letztjährigen WM-Centern Luca Cunti, Reto Schäppi (beide noch mit den ZSC Lions beschäftigt), Etienne Froidevaux (Lausanne), Romy und Rüfenacht (Bern) noch Morris Trachsler (ZSC Lions), Andres Ambühl (Davos), Matthias Bieber (Kloten), Gaëtan Haas (Biel) und Raffaele Sannitz (Lugano).
«Spieler, die sowohl Center wie Flügel spielen können, sind sehr wichtig», hatte Hanlon bereits im Februar während des Zusammenzugs in der Slowakei gesagt und dabei explizit auf Schäppi hingewiesen. Auch Ambühl, Bieber und Rüfenacht gehören in die Kategorie der «flexiblen» Stürmer. Umso mehr dürfte die Aufmerksamkeit in den kommenden Tagen Spielern wie Haas oder Sannitz gelten.
Haas gehört zu den Aufsteigern, seit Hanlon im letzten Sommer den Job als Nationaltrainer übernommen hat. Der 23-jährige Jurassier gehörte bisher als einer von nur drei Spielern (nebst Bertschy und Mike Künzle) zu jedem Aufgebot von Hanlon. Und auch in den ersten beiden Testspielen gegen Finnland (4:1 und 0:2) machte der ehemalige Junioren-Internationale als Mittelstürmer der ersten Formation (mit Denis Hollenstein und Damien Brunner) eine gute Figur. «Manchmal gehst du den Weg zu lange mit älteren Spielern. Ich vertraue den Jungen», lobte Hanlon letzte Woche indirekt auch Haas. Ob es dem Bieler bereits für seine erste WM-Teilnahme reicht, bleibt trotzdem fraglich.
Haas gehört im Gegensatz zu Sannitz die Zukunft. Sannitz zählt mit seinen 31 Jahren zwar zu den Routiniers, spielte in den letzten Jahren aber im Nationalteam keine Rolle mehr. Gegen Finnland bestritt der 72-fache Internationale seine ersten Länderspiele seit den Olympischen Spielen 2010; unter Sean Simpson hatte der Tessiner nie ein Aufgebot erhalten. Nicht nur deswegen dürfte es Sannitz schwer haben, es bis an die WM zu schaffen. Auch er dürfte aber zwei Wochen Zeit kriegen, sich für das Turnier in Tschechien zu empfehlen.
Das für die Schweiz zu Beginn der WM-Vorbereitung attraktive Testprogramm im Rahmen der «Euro Hockey Challenge» findet seine Fortsetzung in der Westschweiz. Nach dem letztjährigen WM-Finalisten Finnland begegnen die Schweizer dem noch prominenteren Russland, das in Tschechien seinen WM-Titel aus dem Vorjahr (5:2 gegen Finnland) erfolgreich verteidigen will. Trainer Oleg Snarok reiste mit 33 Spielern aus der KHL in die Schweiz. Auch beim Weltmeister herrscht ein Konkurrenzkampf um die WM-Plätze.