Ein Schweizer Weltraumprojekt unter der Leitung der Universität Bern hat den Zuschlag für die erste sogenannte „S-class“-Mission der Europäischen Weltraumorganisation ESA erhalten. Bereits ab 2017 soll ein Satellit namens „CHEOPS“ Planeten ausserhalb unseres Sonnensystems erforschen.
Mit den neuen „S-class“-Missionen will das Wissenschaftsprogramm der Europäischen Weltraumorganisation ESA innovative Forschende mit ausgeklügelten Ideen fördern, wie die Universität Bern am Freitag mitteilte. Es gehe darum, auch mit kleineren Missionen bedeutende Resultate zu liefern (das S in „S-class“ steht für „small“).
Vor diesem Hintergrund haben die Vertreter der 19 ESA-Mitgliedsländer das unter Schweizer Leitung stehende Weltraumprojekt „CHEOPS“ (CHaracterizing ExOPlanet Satellite) ausgewählt. Zur Auswahl waren 26 Projektvorschläge gestanden.
Die rege Teilnahme unterstreiche das starke Interesse der wissenschaftlichen Gemeinschaft für schnell durchführbare Missionen, sagt Álvaro Giménez, Direktor des wissenschaftlichen Explorationsprogramms der ESA.
Die Schweiz als erste Nation
Die Schweiz wird nun die erste Nation sein, welche die Hauptverantwortung für eine „S-class“-Weltraummission gemeinsam mit dem ESA-Wissenschaftsprogramm übernimmt. Zum siegreichen Konsortium gehören neben der Universität Bern auch die Universität Genf sowie das „Swiss Space Center“ der EPFL in Lausanne und die ETH Zürich.
Ausserdem sind jetzt schon fünf weitere europäische Nationen an der Mission beteiligt: Belgien, Grossbritannien, Italien, Österreich und Schweden. Kooperationen mit weiteren Ländern stehen noch offen.
„Dies ist eine gebührende Fortsetzung der über 40-jährigen Erfolgsgeschichte der Schweizer Forschenden und der Industrie an der Spitze der Weltraumforschung“, sagt Astrophysiker Willy Benz vom „Center for Space and Habitability“ (CSH) der Universität Bern. Er wird für die Schweiz die Federführung der „CHEOPS“-Mission wahrnehmen.
Entsprechend den Richtlinien sollen diese neuen Missionen innert vier Jahren nach Projektannahme realisiert werden. Bei grösseren und teureren Missionen sind 10 Jahre üblich.
Zudem dürfen die „S-class“-Missionen höchstens 150 Millionen Euro kosten, wobei die ESA maximal 50 Millionen Euro beisteuert. Das Schweizer Weltraumprojekt soll deutlich weniger kosten als 150 Millionen Euro.
Kleiner, ambitionierter Satellit
„CHEOPS“ ist ein kleiner Satellit, der rund 200 Kilogramm wiegt und ein Teleskop von 30 Zentimeter Durchmesser und eineinhalb Meter Länge trägt. Er soll in eine erdnahe Umlaufbahn geschossen werden, wo er in 800 Kilometer Höhe über der Tag-Nacht-Grenze kreisen wird. Von dort aus wird er über dreieinhalb Jahre etwa 500 helle Sterne beobachten und ihre Planeten charakterisieren.
Den ersten Planeten in einem fremden Sonnensystem, einen sogenannten Exoplaneten, entdeckten die Astronomen Michel Mayor und Didier Queloz von der Universität Genf im Jahr 1995 um den Stern „51 Pegasi“. Seither kamen immer kleinere und schwieriger zu entdeckende Planeten hinzu.
„CHEOPS“ benutzt nun die sogenannte Transitmethode: Sie vermisst präzise den Durchmesser von ausgewählten Exoplaneten. Damit lässt sich zusammen mit der Masse des Himmelskörpers die Dichte des Planeten bestimmen. Diese Dichte wiederum verrät, ob der Planet aus Stein, Eis oder Gas besteht und wie seine Atmosphäre beschaffen ist.
Die „CHEOPS“-Mission gilt als Meilenstein auf dem Weg der Erforschung von Exoplaneten, wie die Universität Bern schreibt. Vielleicht kommen die Forscher damit dem Fernziel näher, eines Tages einen Planeten zu entdecken, der erdähnliche Eigenschaften hat und auf welchem Leben denkbar wäre.