Den Schweizer Reisebüros geht es nach schlechtem 2011 wieder besser. Die Umsätze und Renditen konnten leicht gesteigert werden – wenn auch auf tiefer Vergleichsbasis. Positiv wirkte sich zudem aus, dass die Online-Konkurrenz stagniert.
Das durchschnittliche Reisebüro konnte seinen Umsatz im 2012 um 9 Prozent auf 5,12 Mio. Fr. steigern. Im Vergleichsjahr 2011 waren allerdings die tiefsten Umsatzzahlen der letzten zehn Jahre verzeichnet worden. Dies zeigte eine Umfrage des SRV und der Universität St. Gallen, an der rund 440 Reisebüros teilnahmen und deren Resultate am Dienstag den Medien vorgestellt wurden.
Um das Wachstum zu bewältigen, stellten die Reisebüros wieder mehr Mitarbeiter ein. Diese legten zudem eine höhere Produktivität zutage, wie sich an der Zunahme des Umsatzes pro Mitarbeiter erkennen lässt: Dieser stieg um 5 Prozent auf 1,09 Mio. Franken.
Auch bei den Renditen konnten die Reisebüros wieder etwas zulegen. Diese erhöhten sich unter dem Strich von 1 auf 1,2 Prozent. Der Aufwärtstrend sei zwar positiv, allerdings sollte eine minimale Nettorendite von 2 Prozent erreicht werden, sagte Walter Kunz, Geschäftsführer des SRV.
Von den hohen Umsätzen und Renditen der sehr guten Jahre 2000 und 2001 sowie 2007 und 2008 sind die Reisebüros nach wie vor weit entfernt. «Die Richtung ist gut, aber wir sind noch nicht da, wo wir hin wollen», sagte Max E. Katz, Präsident des Schweizerischen Reisebüro-Verbandes (SRV).
Reisebüros erwarten eine steigende Nachfrage
Für die zukünftige Entwicklung zeigten sich die Reisebüros jedoch optimistisch: 40 Prozent erwarten eine steigende Nachfrage. Insbesondere Fernreisen, Einzel- oder Paarreisen, Kreuzfahrten und Badeferien würden der Studie zufolge wieder stärker gebucht.
Die Reisebüros gehen ausserdem davon aus, dass das Wachstum nicht mit Preisnachlässen gekauft werden muss, wie dies in der Vergangenheit teilweise geschah. Die Mehrheit erwartet, dass sich die Preise stabilisieren werden. Die Margen seien jedoch nach wie vor tief und konstant unter Druck, hiess es im Communiqué.
Insgesamt zeigte sich die Schweizer Bevölkerung im letzten Jahr sehr reisefreudig. Im Durchschnitt wurden 2,8 Reisen mit mindestens drei auswärtigen Übernachtungen unternommen. Das zeigte eine Studie der Allianz Global Assistance und des Luzerner LINK Instituts, deren Resultate ebenfalls am Dienstag vorgestellt wurden.
Anteil der Online-Buchungen stagniert
Als grosse Bedrohung für die Reisebüros galt in den letzten Jahren die Online-Konkurrenz. Der Anteil der Online-Buchungen hätte nun aber auf einem hohem Niveau stagniert, sagte Carlos Pugnetti, Chef von Allianz Global Assistance. Zwar sei es möglich, dass der Anteil des Online-Segments langfristig noch weiter zunehmen werde, jedoch nur durch einen demographischen Wandel und nicht durch weitere Marktanteilsgewinne bei der bestehenden Kundschaft.
Wie die SRV-Studie weiter zeigte, wird auch die Konkurrenz durch ausländische Anbieter als nicht besonders gross eingeschätzt. Die Hälfte der teilnehmenden Reisebüros schätzte die Bedeutung der ausländischen Konkurrenz als gering ein. Nur etwas mehr als zehn Prozent erachteten deren Einfluss als gross.
Flugofferten nur noch gegen Personendaten
Sorgen bereitet dem Verband indes eine neue Idee der Fluggesellschaften für den Produktvertrieb. Das Projekt mit dem Namen New Distribution Capability (NDC) würde es mit sich bringen, dass Offerten nur noch nach Angabe persönlicher Daten ausgestellt würden.
Neben Datenschutzproblemen besteht gemäss Christian Laesser, Professor an der Universität St. Gallen, die Hauptgefahr dieses Systems darin, dass die maximale Zahlungsbereitschaft der Kunden abgeschöpft würde: «Wenn ein Kunde jeden Freitag nach Paris fliegt und am Montag wieder zurück, würde dies die Fluggesellschaft bemerken und womöglich die entsprechenden Preise für diesen Kunden erhöhen», sagte Laesser.