Das Eishockey-Nationalteam tankt bei der WM-Hauptprobe nochmals Moral. Die Schweizer besiegen vier Tage vor dem ersten WM-Spiel in Basel Deutschland nach einem 0:3-Rückstand mit 4:3 nach Verlängerung.
Dieses Schweizer WM-Team verfügt über eine tolle, begeisternde Moral. Letzten Samstag in Neuenburg siegte das Team von Nationalcoach Patrick Fischer zum ersten Mal seit 15 Jahren nach einem Zweitorerückstand nach. Drei Tage später liessen sich die Schweizer gegen Erzrivale Deutschland nicht einmal von einem Dreitorerückstand aus der Ruhe bringen. Mit drei Goals innerhalb von zehn Minuten realisierten die Schweizer den Ausgleich. In der Verlängerung schoss Denis Hollenstein mit einem verwandelten Penalty das Schweizer Team nach 63 Minuten und 31 Sekunden zum 4:3-Sieg.
Nach einem Dreitorerückstand siegten die Schweizer erstmals seit dem 29. Dezember 1988. Vor 28 Jahren hatten die «Eisgenossen» Polen in Stuttgart nach einem 1:4-Rückstand bis zur 50. Minute noch mit 5:4 besiegt.
Miserabler Start
Der Sieg schmeichelte am Ende den Schweizern. Denn das Team von Patrick Fischer begann die Partie miserabel. Alles deute auf eine weitere Niederlage in einer Hauptprobe vor einem Grossanlass hin. Deutschland dominierte die Partie bis zur 34. Minute krass. Die Deutschen präsentierten sich nicht nur als physisch stärker, sie überzeugten auch spielerisch und kamen zu den viel besseren Torchancen. Die deutschen NHL-Akteure, angeführt vom zweimaligen Torschützen Leon Draisaitl, sorgten für die Musik, derweil die «Nordamerikaner» in den Schweizer Reihen auf der Strafbank sassen (Niederreiter, Andrighetto) oder überfordert waren (Diaz).
3:0 führte Deutschland bis zur 34. Minute. Das Team von Marco Sturm hätte noch höher führen können, hätte beispielsweise Patrick Reimer in der 18. Minute nicht nur die Latte getroffen. Deutschland führte die Schweiz vor wie nie mehr seit einem 5:1-Sieg am Deutschland-Cup vor sieben Jahren.
Lino Martschini – der wahre Gewinner
Doch dann folgte der grosse, grandiose Auftritt von Lino Martschini. Der kleine Zuger war in der St. Jakob-Arena der Grösste. Martschini erzielte die zwei Tore zum 2:3-Anschlusstreffer (40.) und zum 3:3-Ausgleich (44.). Es waren bereits seine Länderspieltore Nummer 7 und 8 in dieser Saison. Erstmals gelangen ihm im Nationaltrikot zwei Goals.
Martschini etablierte sich mit diesen Treffern als der wahre Sieger der Partie von Basel. Denn Martschini schaffte es zuletzt in den Spielen gegen Lettland und auch am Dienstag gegen Deutschland bloss als 13. Stürmer aufs Matchblatt. Er kämpft um einen Platz in der WM-Equipe, denn auch in Moskau werden in jedem Spiel drei Akteure zusehen müssen, so wie in Basel Sandro Zurkirchen, Patrick Geering und Samuel Walser.
Das erste Schweizer Tor gelang in der 34. Minute Félicien Du Bois, dem stärksten Schweizer Verteidiger. Die ersten beiden Goals erzielten die Schweizer im Powerplay. Aus vier Überzahlchancen machten die Schweizer zwei Tore; auch das stimmt für die Weltmeisterschaft in Russland (ab Freitag) zuversichtlich.
Basel 4572 Zuschauer. – SR DiPietro/Stricker, Borga/Kovacs.
Tore: 12. Leon Draisaitl (Moritz Müller, Reimer) 0:1. 18. Noebels (Flaake, Ankert) 0:2. 22. Leon Draisaitl (Ankert) 0:3. 34. Félicien Du Bois (Hollenstein, Marc Wieser/Ausschluss Ankert) 1:3. 40. (39:18) Martschini (Blum, Simon Moser/Ausschluss Hager) 2:3. 44. Martschini (Simon Moser) 3:3. 64. (63:31) Hollenstein 4:3 (Penalty).
Strafen: 3mal 2 Minuten gegen die Schweiz, 4mal 2 Minuten gegen Deutschland.
Schweiz: Berra; Yannick Weber, Schneeberger; Félicien Du Bois, Blum; Diaz, Grossmann; Christian Marti; Walker, Trachsler, Dino Wieser; Marc Wieser, Ambühl, Hollenstein; Simon Moser, Gaetan Haas, Grégory Hofmann; Niederreiter, Schäppi, Andrighetto; Martschini.
Deutschland: Pielmeier; Ehrhoff, Akdag; Ankert, Moritz Müller; Boyle, Reul; Braun; Flaake, Marcel Goc, Noebels; Reimer, Leon Draisaitl, Rieder; Macek, Schütz, Gogulla; Kink, Hager, Yannic Seidenberg.
Bemerkungen: Schweiz ohne Robert Mayer (Ersatztorhüter), Geering, Walser und Zurkirchen (alle überzählig). – Pfosten-/Lattenschüsse: Blum (60./Latte); Reimer (18.), Draisaitl (56./Latte). – Timeout Schweiz (58:48). – Schüsse: Schweiz 27 (9-8-8-2); Deutschland 26 (9-8-6-3). – Powerplay-Ausbeute: Schweiz 2/4; Deutschland 0/3.