Schweizer Unternehmen wollen flexible Arbeitsformen fördern

Der tägliche Gang ins Büro wird für immer mehr Arbeitnehmer überflüssig: neue Technologien ermöglichen das Arbeiten zuhause oder unterwegs. Weil flexibles Arbeiten auch für Arbeitgeber Vorteile bietet, haben sieben Schweizer Unternehmen eine Initiative gegründet.

Jeannine Pilloud, Leiterin Personenverkehr SBB, Petra Jenner, CEO Microsoft Schweiz, und Susanne Ruoff, CEO die Post (von links) (Bild: sda)

Der tägliche Gang ins Büro wird für immer mehr Arbeitnehmer überflüssig: neue Technologien ermöglichen das Arbeiten zuhause oder unterwegs. Weil flexibles Arbeiten auch für Arbeitgeber Vorteile bietet, haben sieben Schweizer Unternehmen eine Initiative gegründet.

Am Dienstag unterzeichneten Microsoft Schweiz, Die Mobiliar, Die Post, die SBB, die SRG, die Swisscom und der Bürokonzept-Entwickler Witzig in Bern die gemeinsame Charta «Work Smart». Sie wollen flexibles Arbeiten in den eigenen Betrieben fördern und die Schweizer Wirtschaft bei der Einführung von flexiblen Arbeitsformen unterstützen.

Veränderte Lebensgewohnheiten, Innovation und ein hoher Wissensanteil unter den Arbeitnehmenden seien einer der wichtigsten Treiber für flexible Arbeitsformen. Die skandinavischen Länder gehörten deshalb europaweit zu den Pionieren in diesem Bereich, hiess es vor den Medien in Bern

Auch in Deutschland und in Grossbritannien sei flexibles Arbeiten wegen Initiativen der Regierungen verhältnismässig weit fortgeschritten. In der Schweiz dagegen fördern Unternehmen flexibles Arbeiten aus eigenem Antrieb. Doch viele Betriebe sind dabei noch nicht soweit oder stehen noch ganz am Anfang.

Diesen soll die «Work-Smart-Initiative» Unterstützung bieten. Gestützt auf eine Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz haben die Initianten einen Leitfaden zur Einführung von flexiblen Arbeitsformen entwickelt.

Weg von der Präsenzkultur

Eine der grössten Herausforderungen sei es, «von der Präsenzkultur wegzukommen», sagte Hartmut Schulze, einer der Studienleiter an der Medienkonferenz in Bern. Tauche heutzutage jemand nicht im Büro auf, werde in vielen Betrieben noch immer die Frage gestellt: «Ja, arbeitet denn der überhaupt?» Hier sei ein Umdenken gefordert.

Weiter müssten Führungskräfte ihr Führungsverständnis überdenken. Für eine funktionierende Zusammenarbeit brauche es klare Rahmenbedingungen. So sollte die gemeinsame physische Anwesenheit organisiert sein und Regeln für die Erreichbarkeit definiert werden, heisst es in der Studie.

Zudem sei die technische Infrastruktur eine wichtige Voraussetzung für die Einführung flexibler Arbeitsformen. Swisscom-Chef Urs Schaeppi bestätigte: «In Zukunft braucht es breitbandigere Netzwerke, damit man nicht nur telefonieren sondern auch Videokonferenzen abhalten kann.»

Überfüllte Züge zu Stosszeiten

Als ein Hauptzielen der Charta wurde auch eine gleichmässigere Auslastung der Verkehrsinfrastrukturen im Tagesverlauf genannt. Mit flexiblem Arbeiten könne die Wirtschaft zu einer Entlastung des öffentlichen Verkehrs während der Stosszeiten beitragen.

«Reisezeit wird Arbeitszeit», sagte Jeannine Pilloud, Leiterin des Personenverkehrs der SBB. Das Bahnunternehmen bemühe sich, die Infrastruktur bereitzustellen, damit im Zug auch effizient gearbeitet werden könne.

«Das traditionelle Büro wird aussterben», sagte Martin Witzig, Chef des Bürokonzept-Entwickler Witzig. Das Büro der Zukunft werde zu einem Ort der Begegnung und Zusammenarbeit. Bei der Büroinfrastruktur könne dank flexiblen Arbeitsformen erheblich gespart werden.

Mit einer Aktionswoche vom 15. bis 19. Juni 2015 machen die Initianten von Work Smart auf das Thema aufmerksam: Fachreferate, Fallbeispiele und Workshops bieten Entscheidungsträgern die Gelegenheit, ihr Wissen über flexible Arbeitsformen zu vertiefen und sich Impulse für ihr Unternehmen zu holen.

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