Die Schweizer Frauen qualifizieren sich an der Staffel-WM in Nassau für die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro. Das Quartett klassiert sich über 4×100 m im 8. Rang, der gerade noch reicht.
Der Jubel bei den Schweizerinnen nach dem Vorlauf war gross, als sie in der Mixed Zone, wo den Journalisten Auskunft gegeben wird, von der Finalqualifikation erfuhren. Zwar hatten Mujinga Kambundji, Lea Sprunger, Marisa Lavanchy und Fanette Humair in ihrem Vorlauf hinter Brasilien (42,94) und Grossbritannien (43,60) «nur» Rang 3 belegt, mit 43,68 Sekunden schafften sie aber über die Zeit als achtes und letztes Team den Einzug in den Final. In diesem ging es dann nur noch darum, ins Ziel zu kommen, da die Schweizerinnen ansonsten doch nicht vorzeitig das Olympia-Ticket gelöst hätten. Insofern war die schwache Zeit von 43,74 sekundär, ging es darum, bei den Wechseln kein Risiko einzugehen.
Das Schweizer Quartett nutzte die Gunst der Stunde. Cheftrainer Laurent Meuwly hatte vor dem Rennen viele Wechselfehler prophezeit und traf damit den Nagel auf den Kopf. Nicht weniger als fünf Teams kamen in den Vorläufen nicht ins Ziel oder wurden disqualifiziert. Darunter befanden sich mit Deutschland, Frankreich und Polen drei Nationen, deren Bestmarken allesamt besser sind als jene der Schweizerinnen. Deshalb reichte eine mässige Zeit für den Final – die neuntplatzierten Läuferinnen von den Bahamas erreichten das Ziel in 44,11 Sekunden. Allerdings waren die Verhältnisse wegen des starken Windes auch sehr schwierig. Die Britinnen, die im vergangenen Jahr an der EM in Zürich die Goldmedaillen gewonnen hatten, waren im Vorlauf nur um acht Hundertstel schneller als das Schweizer Team.
Über 4×200 m gelang den Schweizer Männern in der Besetzung Steven Gugerli, Pascal Mancini, Amaru Schenkel und Suganthan Somasundaram ebenfalls der Einzug in den Final, wobei sie davon profitierten, dass in ihrer Serie drei Equipen disqualifiziert wurden und zwei gar nicht antraten. Deshalb erreichten sie in 1:24,55 Minuten als Zweite direkt den Endlauf. Im Final steigerten sich die Schweizer auf 1:24,37 und belegten Platz 7. Die Zeit ist gleichbedeutend mit einer nationalen Bestmarke, allerdings war zuvor noch nie eine Schweizer Männerstaffel über 4×200 m angetreten. Der Vereinsrekord steht bei 1:24,4, aufgestellt vom TV Unterstrass Zürich im Jahr 1975.
Wie bereits am Vortag über 4×100 m, als den Schweizern ein Wechselfehler unterlaufen war, kam Alex Wilson nicht zum Einsatz. Der 24-jährige Basler, Schweizer Rekordhalter über 100 m, hatte nicht auf der dritten Teilstrecke laufen wollen, weil er Angst hatte, sich am Knie zu verletzen. Als Konsequenz daraus strich ihn Meuwly aus dem Team. Überhaupt scheint die Harmonie zwischen den Männern und dem neuen Trainer nicht die Beste zu sein. Schon über 4×100 m hatte er mit der späten Bekanntgabe der Besetzung für Unmut gesorgt.
Den Sieg über 4×200 m sicherte sich Jamaika, das ohne Superstar Usain Bolt antrat. Die Jamaikaner siegten in 1:20,97 deutlich vor Frankreich (1:21,49) und Deutschland (1:22,65). Die Amerikaner wurden disqualifiziert. Dennoch unterstrich Schlussläufer Justin Gatlin, im vergangenen Jahr ungeschlagen, wie gut er bereits in Form ist – er zeigte eine beeindruckende Leistung. Über 4×100 m bei den Frauen gewann ebenfalls Jamaika. In den übrigen vier Rennen des zweiten Tages triumphierten die USA, die in Nassau insgesamt sieben Titel holten.