In der Nacht auf Montag (1.30 Uhr/SRF2) trifft das Schweizer Frauen-Nationalteam im WM-Achtelfinal auf Gastgeber Kanada. Die Schweizerinnen wollen mit einem Sieg ihr WM-Abenteuer verlängern.
Die Schweizerinnen stehen an der WM in Kanada vor einem weiteren Höhepunkt. Über 53’000 Zuschauer werden im BC Place Stadium von Vancouver für das Achtelfinalspiel gegen das Gastgeberland erwartet – eine besonders stimmungsvolle Atmosphäre. Lara Dickenmann konnte beim Champions-League-Final vor drei Jahren bereits Erfahrungen vor einer solchen Kulisse sammeln, als sie mit Lyon im Münchner Olympiastadion vor über 50’000 Zuschauern auflief. Die Nationalstürmerin freut sich auf das Spiel, relativiert aber: «Wenn man im Spiel ist, vergisst man einiges um sich herum.»
Der Abstecher nach Edmonton war für sie und ihre Teamkolleginnen nicht optimal verlaufen. Gegen Kamerun setzte es eine 1:2-Niederlage ab. Umso mehr freut sie sich, wieder zurück in Vancouver zu sein: «Nach sechs Tagen in Edmonton fühlt es sich für uns ein wenig an, wie wenn wir nach Hause kommen.» Ihre Erinnerungen an die Stadt sind sehr positiv. Hier startete die Schweiz mit einer guten Leistung gegen Titelverteidiger Japan (0:1) ins Turnier, danach folgte der 10:1-Kantersieg gegen Ecuador, der das Tor zum Achtelfinal öffnete. «Wir sind jetzt wieder zurück und schauen das wie einen Neustart an», erklärte die 29-jährige Krienserin.
Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg kann gegen Kanada wieder auf ihren Captain Caroline Abbé zählen. Die Innenverteidigerin verpasste die letzte Partie gegen Kamerun (1:2) wegen Adduktorenproblemen. Ihre Erfahrung von über 100 Länderspielen wurde gerade in der zweiten Halbzeit, als die Schweizerinnen nach dem Ausgleich komplett einbrachen, schmerzlich vermisst. «Es kann sein, dass wir gegen Kanada in eine ähnliche Situation kommen. Darauf müssen wir vorbereitet sein», sagte Voss-Tecklenburg. «Handlungsweisen» und «Leadership» fordert die 47-jährige Deutsche und nimmt damit auch ihre Führungsspielerinnen in die Pflicht. Der Nationaltrainerin ist klar: «Eine gute Halbzeit wird nicht reichen.» Voss-Tecklenburg ist froh, in der Vorrunde bereits wichtige Erfahrungen gesammelt zu haben und sagt mit Blick nach vorne: «Wir wollen gegen Kanada ein gutes Spiel zeigen. Es wird eine grosse Herausforderung. Egal was dabei raus kommt, es wird uns weiter bringen».
Die Chancen der Schweizerinnen auf ein Weiterkommen stehen nicht schlecht. Obwohl sich die Kanadierinnen in einer ausgeglichenen Gruppe mit China, Neuseeland und Holland den Gruppensieg gesichert haben, konnten sie bisher nicht restlos überzeugen. Defensiv stehen die robusten Nordamerikanerinnen sehr solide. In den drei Gruppenspielen hat das Team des englischen Trainers John Herdman bloss sieben Torschüsse zugelassen. Mit der 19-jährigen Kadeisha Buchanan hat Kanada eine richtige Abräumerin in ihren Reihen.
Der Kopf des Teams ist Captain Christine Sinclair. Die 32-Jährige hat in ihren 226 Länderspielen beeindruckende 154 Tore erzielt. Offensiv blieben die Kanadierinnen dem Heimpublikum bislang jedoch einiges schuldig. Das Torverhältnis von 2:1 dürfte die momentanen Stärken und Schwächen des Teams ziemlich gut widerspiegeln. «Wir sind die Gejagten», sagte Kanadas Coach Herdman. Der Engländer ist sich bewusst: «Wollen wir weiterkommen, dann reicht es nicht, nur gut zu verteidigen.»
Vier Direktduelle haben die Schweiz und Kanada bislang ausgetragen. Dabei gingen die Schweizerinnen noch nie als Siegerinnen vom Platz. Einmal reichte es immerhin für ein Unentschieden. Die letzte Niederlage datiert vom März 2013, als es am Zypern-Cup eine 0:2-Niederlage absetzte. Eine Statistik spricht dann doch noch für die Schweiz. Die Kanadierinnen konnten bei ihren sechs WM-Teilnahmen noch nie gegen ein europäisches Team gewinnen. Nach neun Niederlagen in Folge holten sie gegen Holland im letzten Gruppenspiel immerhin ein Unentschieden. Wer den Achtelfinal gewinnt, spielt auch die nächste Runde in Vancouver – die Schweiz hätte also, um Dickenmanns Worte aufzunehmen, am nächsten Samstag (gegen Norwegen oder England) quasi ein weiteres Heimspiel.
Bei einem Viertelfinal-Einzug käme die Schweiz ausserdem einer Olympia-Qualifikation einen weiteren Schritt näher. Dafür wäre an der WM eine Rangierung unter den Top 3 aller europäischen Teams nötig. Mit Spanien (Vorrunde) und Schweden (Achtelfinal) haben sich bereits zwei Konkurrenten verabschiedet. Zudem wird in der Partie Norwegen gegen England ein weiterer Europäer das Turnier vorzeitig verlassen.
Kanada – Schweiz. – BC Place Stadium, Vancouver. – Montag, 1.30 Uhr Schweizer Zeit (TV/SRF2). – SR Keighley (Neus).
Mögliche Schweizer Aufstellung: Thalmann (Duisburg); Maritz (Wolfsburg), Abbé (Bayern München), Wälti (Potsdam), Rinast (Köln); Dickenmann (Lyon), Moser (Hoffenheim), Bernauer (Wolfsburg), Crnogorcevic (Frankfurt); Bachmann (Rosengard Malmö), Humm (Zürich).