Die Schwellenländer sollen nicht die Verlierer der neuen industriellen Revolution sein. Die «Wirtschaft 4.0» könne sogar eine Chance für sie sein, sagte Sheryl Sandberg, operative Leiterin des Social-Media-Dienstes Facebook.
«Die digitale Vernetzung ist zu wichtig, um sie alleine den Reichen zu überlassen», sagte Sandberg am Mittwoch anlässlich eines Panels am Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos. Die neue industrielle Revolution eröffne auch der Wirtschaft und den Frauen aus ärmeren Ländern eine Chance.
«Vier Milliarden Menschen auf der Welt sind derzeit nicht miteinander verbunden», stellte die Amerikanerin fest. Das Problem hierbei sei nicht die Technik, sondern die fehlende finanzielle Unterstützung.
«Die Polarisierung von Arbeitsplätzen wird Realität», sagte dagegen Microsoft-Chef Satya Nadella. Er erinnerte an die Zerstörung von zahlreichen Arbeitsplätzen mit niedrig- bis mittelqualifiziertem Personal.
Chance für Frauen
«Der erste Schritt für die ärmsten Menschen ist, die Bedeutung der neuen Technologien zu verstehen», sagte Ruandas Präsident Paul Kagame. «Unsere Aufgabe ist es, die Zahl jener, die nicht Schritt halten können, zu reduzieren», so Kagame.
Laut Kagame hat die Digitalisierung seinem Land neue Chancen eröffnet, vor allem Frauen könnten davon profitieren. «Wir werden Frauen in die Regierung integrieren und sie auch an der Umsetzung von politischen Entscheiden teilhaben lassen», versicherte er.
Derzeit würden nur 17 Länder weltweit von Frauen regiert, sagte Sheryl Sandberg. Auch der Zugang zu Bildung sei für Frauen schwieriger. «Deshalb bleiben viele weibliche Talente unentdeckt.»
Schwellenländer gefordert
Die Grossbank UBS hatte am Dienstag einen Bericht zu den Auswirkungen der vierten industriellen Revolution publiziert. Darin heisst es, dass immer mehr Arbeitsplätze mit geringen und mittleren Qualifikationsanforderungen in Gefahr seien, was zu einer steigenden Einkommensungleichheit führen werde.
Vor diesem Hintergrund sehen die Bankexperten die Lage für Schwellenländer als ausgesprochen herausfordernd an, weil das Überangebot an gering qualifizierten Arbeitnehmern kein Vorteil mehr ist, sondern sich eher belastend auswirken werde. Industrienationen dürften in dieser Phase die relativen Gewinner sein.
Die Volkswirtschaften mit den flexibelsten Arbeitsmärkten und Bildungs-, Infrastruktur- sowie Rechtssystemen dürften also relativ am meisten profitieren. Denn sie sind laut UBS gut aufgestellt, um ihre Erwerbsbevölkerung und ihre Geschäftsmodelle an eine hoch automatisierte und vernetzte Welt anzupassen. Insofern dürften die Schweiz oder etwa Singapur gut für die Zukunft gerüstet sein.