Die Personalverwaltung der US-Regierung ist zum wiederholten Mal das Ziel einer gross angelegten Cyberattacke geworden. Hacker könnten persönliche Daten von bis zu vier Millionen aktiven und ehemaligen Regierungsangestellten der Vereinigten Staaten abgegriffen haben.
Die Zeitung «Washington Post» berichtete unter Berufung auf nicht namentlich genannte US-Vertreter, die Attacke sei aus China geführt worden und habe bereits im Dezember begonnen. Auch andere Medien berichteten, die Spur führe nach China. Ein Regierungsbeamter sprach im «Wall Street Journal» von «einem der grössten Diebstähle von Regierungsdaten, die es jemals gab».
China wies die neuen Vorwürfe als «grundlose Anschuldigungen» zurück. In einem Kommentar der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua war am Freitag von «einem weiteren Fall gewohnheitsmässiger Verleumdung Washingtons gegenüber China wegen Cyber-Sicherheit» die Rede. China sei selbst ein Opfer von Hackern.
Auch verwies der Kommentar der Staatsagentur auf die Enthüllungen des Informanten Edward Snowden über Schnüffeleien sowie Spionage durch die USA im Internet, die sich auch gegen China gerichtet hätten. Die USA sollten aufhören, mit zweierlei Mass zu messen.
Entschädigungen angekündigt
Das Office of Personnel Management (OPM) erklärte, der jüngste Angriff sei im April festgestellt und im Mai vom Heimatschutzministerium bestätigt worden. An die möglichen Betroffenen würden ab Montag Benachrichtigungen geschickt, erklärte das OPM. Möglicherweise würden die Ermittlungen in dem Fall ergeben, dass es noch mehr Betroffene gebe.
Sollten ihre Identitäten gestohlen und für betrügerische Zwecke missbraucht worden sein, würden die Behördenmitarbeiter mit jeweils einer Millionen Dollar entschädigt. Zugleich rief die Behörde potenziell Betroffene unter anderem dazu auf, Kontobewegungen genau zu verfolgen und möglichen Missbrauch sofort zu melden.
Das Ministerium für Innere Sicherheit und die Bundespolizei FBI hätten Ermittlungen aufgenommen, hiess es weiter. Zudem habe man die eigenen Sicherheitsmassnahmen sofort verstärkt.
Obama warnt
Das OPM, das sich um die Mitarbeiter der Bundesbehörden kümmert – es ist unter anderem für Sicherheitsüberprüfungen des Personals und die Vergabe von Zugangsberechtigungen zuständig – wurde bereits früher Ziel von Hackerangriffen, wie auch das Aussenministerium, die US-Bundespost und die Systeme des Präsidialamts.
Daneben sind zu Jahresbeginn auch der Krankenversicherer Anthem und der Gesundheitsdienstleister Premera Blue Cross zum Ziel von Cyberangriffen geworden. Dabei sind möglicherweise Millionen Krankenakten von Amerikanern ausgespäht worden.
Immer wieder deuten US-Ermittler in Richtung China, vereinzelt aber auch in Richtung Russland. Zum Jahresende machte der Angriff mutmasslicher nordkoreanischer Hacker auf die Computer von Sony Pictures weltweit Schlagzeilen.
Präsident Barack Obama hatte im April gewarnt, die Bedrohung durch Hacker gehöre zu den grössten Herausforderungen für die Wirtschaft und die nationale Sicherheit des Landes. Zugleich verfügte er einen Exekutiverlass, um Verantwortliche, die hinter solchen Angriffen stecken, mit Sanktionen zu belegen.