Die Fussball-Europameisterschaft in Frankreich ist am dritten Tag in Folge von schweren Krawallen in Marseille und Nizza überschattet worden. Dutzende Menschen wurden verletzt, ein englischer Fussballanhänger schwebte in Lebensgefahr. Die UEFA berät über Konsequenzen.
In der südfranzösischen Hafenstadt Marseille setzte die Polizei vor der Partie zwischen England und Russland am Samstagabend Tränengas ein. An den Zusammenstössen waren englische, russische und französische Fans beteiligt. Es gab nach neuen Angaben der Polizei insgesamt 31 Verletzte. Mindestens sechs Randalierer wurden festgenommen.
Fangruppen zogen nach stundenlangem Alkoholkonsum marodierend durch die Strassen der Stadt, warfen mit Stühlen und Flaschen und verhöhnten sich gegenseitig. Bei schweren Krawallen am Alten Hafen und vor dem Stadion der südfranzösischen Stadt wurden mindestens 15 Menschen verletzt, als sich mehrere hundert Fans mit Flaschen und Stühlen bewarfen.
Einer von ihnen wurde bewusstlos geschlagen, ein weiterer erlitt einen Herzinfarkt. Ein englischer Fan schwebte am Abend in Lebensgefahr. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Tränengas ein, um die Menge auseinanderzutreiben.
Auseinandersetzung auch in Nizza
Auch in Nizza kam es zu Zusammenstössen mit mehreren Verletzten. Nach Angaben eines nordirischen Polizeibeamten, der nordirische Fans begleitete, begannen am Samstagabend 20 bis 30 örtliche Jugendliche, die ausländischen Fans mit Flaschen zu bewerfen. «Einige Flaschen wurden zurückgeworfen, einige Schläge ausgeteilt», sagte der nordirische Beamte. Schliesslich seien französische Polizisten eingetroffen, um die Lage zu befrieden. Die zuständige Präfektur bestätigte die Vorfälle.
Jugendliche aus Nizza hätten die nordirischen Fans in der Fussgängerzone Cours Saleya provoziert. Daraufhin sei eine Schlägerei mit Schlägen und Flaschenwürfen ausgebrochen. Sieben Menschen wurden verletzt, einer davon trug ein Schädeltrauma davon.
Die Zwischenfälle ereigneten sich dem nordirischen Beamten zufolge, als nordirische Fans in Cafés in der Nähe des Massena-Platzes im Zentrum von Nizza sassen. Anschliessend waren Dutzende Polizisten weiter in der dortigen Fussgängerzone präsent.
UEFA berät über Konsequenzen
Der europäische Fussballverband UEFA berät nach den Ausschreitungen über Konsequenzen. Vor weiteren Schritten wolle man Informationen des Disziplinarkomitees abwarten. Die UEFA verurteilte die Krawalle «scharf». Die Gewalt gehe von Leuten aus, die «nichts beim Fussball zu suchen» hätten, sagte ein Sprecher.
Bereits am Donnerstag und in der Nacht auf Freitag hatte es in Marseille Zusammenstösse zwischen britischen Fans und der Polizei gegeben. Mehrere Menschen wurden leicht verletzt, sieben wurden festgenommen. Die Partie England gegen Russland, welche 1:1 endete, wurde von den Behörden wegen gewalttätiger Fans als Risikospiel angesehen.