Die britischen Behörden haben Wikileaks-Gründer Julian Assange mit einer Festnahme gedroht, sobald er die Botschaft Ecuadors in London verlassen sollte. „Er ist für die Verletzung der Auflagen zu verhaften“, sagte eine Sprecherin der Londoner Polizei.
Assange war am Dienstagnachmittag in die Botschaft des südamerikanischen Landes in der Londoner Innenstadt gegangen, um politisches Asyl zu beantragen. Er hatte offenbar die Nacht dort verbracht.
Der 40 Jahre alte Australier soll auf der Grundlage eines von der schwedischen Staatsanwaltschaft erwirkten, EU-weiten Haftbefehls, nach Schweden ausgeliefert werden. Dort wird Assange sexuelle Nötigung und Vergewaltigung vorgeworfen.
Anfang 2011 war er aus der Auslieferungshaft gegen strenge Auflagen entlassen worden. Unter anderem muss er eine elektronische Fussfessel tragen und sich täglich bei der Polizei melden. Gegen mindestens eine dieser Arrestauflagen hat Assange nach Darstellung der britischen Polizei nun mit dem Gang zur Botschaft Ecuadors verstossen.
Unterstützung vom Heimatland
Australien sicherte seinem Staatsbürger Unterstützung zu. Die australische Regierung bezeichnete den Asylantrag von Assange als private Angelegenheit des Internetaktivisten. „Herr Assange wird Entscheidungen im eigenen Interesse so treffen, wie er es sieht“, sagte der amtierende Regierungschef Wayne Swan in Canberra.
Man werde ihm „grösstmögliche Unterstützung zukommen lassen, wie es bei jedem australischen Staatsbürger im Ausland normal ist“. In der Begründung seines Asylantrags macht Assange geltend, er sei von seinem Heimatland Australien im Stich gelassen worden.
Kein Kommentar aus den USA
Seit mehr als einem Jahr versucht der 40-jährige Assange, seine Auslieferung zu verhindern. Den Instanzenweg in Grossbritannien hat er seit vergangener Woche erfolglos ausgeschöpft. Den schwedischen Behörden wirft er vor, die sexuellen Anschuldigungen nur als Vorwand zu erheben und ihn an die USA ausliefern zu wollen.
Dort drohe ihm die Todesstrafe, hatten seine Anwälte wiederholt argumentiert. In Washington wollte man sich zu der neuen Entwicklung in dem Fall nicht äussern.