Die Bilateralen Verträge zwischen der Schweiz und der EU bringen der Schweiz jedes Jahr 5,5 bis 17 Milliarden Franken ein. Ohne die Bilateralen I wäre das Bruttoinlandsprodukt (BIP) entsprechend tiefer.
Das sagte der Leiter Wirtschaftspolitik im Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco), Eric Scheidegger, der «Schweiz am Sonntag». Es gebe nicht eine einzige Zahl, da es sehr viele Studien gebe, die den Mehrwert auf verschiedene Weise quantifizierten. In vielen dieser Arbeiten hatten die Autoren aber die Daten des Jahres 2008 analysiert.
Damals erreichte das Schweizer BIP 527 Milliarden Franken. «Dank der Bilateralen I respektive der Personenfreizügigkeit als Pfeiler des Abkommens lag es um 1 bis 3,2 Prozent höher», sagte Scheidegger im Interview. «In absoluten Zahlen formuliert heisst das: Ohne Bilaterale I wäre das BIP zwischen 5,5 und 17 Milliarden Franken tiefer gewesen» im Jahr 2008.
Seit 2002 geht es rascher aufwärts
Daneben hat das Seco selbst das Wirtschaftswachstum der Schweiz im Vergleich zu anderen Industrieländern seit 1980 untersucht. Aus diesem Vergleich lassen sich Schlüsse auf den Einfluss der Bilateralen auf das Wachstum ziehen.
Dabei zeigte sich, dass die Schweiz in den Krisenjahren im Zeitraum zwischen 2007 und 2012 gegenüber den USA, Grossbritannien, Japan, der Eurozone, Deutschland und Frankreich besser abschnitt. Die Schweiz erreichte in dem schwierigen Umfeld der Finanz- und Wirtschaftskrise sowie der Krise wegen des starken Frankens ein durchschnittliches Wachstum von 1,7 Prozent. Sie stand damit auf der Wachstumsrangliste der Vergleichsländer auf Platz 1.
In den Boomjahren vor der Krise ab 2002 lag das Schweizer Wachstum im Schnitt bei 1,8 Prozent Wachstum, wie Scheidegger weiter erklärte. Im Juni 2002 traten die Bilateralen I in Kraft. Zuvor habe die Schweiz – in den Jahren zwischen 1981 und 2001 – beim Wachstum im Ländervergleich stets das Schlusslicht gebildet.
«Das zeigt: Die Schweizer Volkswirtschaft hat sich seit 2002 extrem gut entwickelt. Die Bilateralen I spielten dafür eine sehr wichtige Rolle. Und die Zuwanderung dank der Personenfreizügigkeit war in dieser Zeit ein stark stabilisierender Faktor.»
Wachstum für alle
Vom Wachstum in den Krisenjahren habe auch der Bürger profitiert, so Scheidegger: «Selbst in dieser schwierigen Phase stieg das BIP pro Kopf in der Schweiz um durchschnittlich 0,5 Prozent pro Jahr. Im Gegensatz zu anderen Ländern konnte die Schweiz pro Kopf mehr Wohlstand generieren.»
In Frankreich, der Eurozone und in Grossbritannien dagegen wurden die Menschen in der Krise ärmer. Laut Scheidegger hatten sie im Schnitt ein negatives jährliches BIP-Wachstum pro Kopf.