Die Wolken über der Schweizer Konjunktur werden immer düsterer. Nach Einschätzung des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) steht die Schweiz am Rande einer Rezession. Am Arbeitsmarkt trübt sich die Lage zunehmend ein. Sie ist aber gemäss einer Umfrage von Manpower noch nicht alarmierend.
Angesichts der Situation hat das Seco seine Konjunkturprognosen erneut gesenkt und rechnet für 2012 noch mit einem Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) von 0,5 Prozent. Im September waren die Experten des Bundes noch von 0,9 Prozent Wachstum ausgegangen, sechs Monate zuvor gar noch von 1,9 Prozent.
Die Wachstumsprognose für das laufende Jahr senkte das Staatssekretariat gegenüber September um 0,1 Prozentpunkt auf 1,8 Prozent.
Im Herbst habe sich die Konjunktur deutlich abgekühlt, teilte das Seco am Dienstag mit. Die schwächere Wirtschaftsentwicklung in der EU sowie der immer noch sehr hoch bewertete Franken belasteten die Unternehmen.
Harter Winter vor der Türe
Besonders die Wintermonate dürften hart werden. Die Schweizer Wirtschaft befinde sich gegenwärtig in einem „entscheidenden Moment“, sagte Bruno Parnisari, der Leiter des Ressorts Konjunktur beim Seco, am Dienstag gegenüber der Nachrichtenagentur sda.
Im dritten Quartal des laufenden Jahres war das BIP nur noch um 0,2 Prozent gewachsen. Das ist der tiefste Wert seit über zwei Jahren. Im vierten Quartal deuteten die Indikatoren auf eine weitere Abschwächung hin, sagte Parnisari, ohne aber Zahlen zu nennen.
Es sei nicht auszuschliessen, dass in den kommenden zwölf Monaten in einzelnen Quartalen ein Rückgang der Wirtschaftsleistung zu beobachten sei, meinte Parnisari. „Im Moment gehen wir aber nicht von einem schweren Einbruch aus.“
Beschäftigungswachstum lässt nach
Auf dem Arbeitsmarkt rechnet das Seco für die nähere Zukunft mit einem nachlassenden Beschäftigungswachstum. Allerdings deuteten die Indikatoren nicht auf einen unmittelbar bevorstehenden Rückgang hin.
Der konjunkturbedingte Anstieg der Arbeitslosigkeit wird sich gemäss Seco fortsetzen. Den Höchststand der Arbeitslosenquote sieht das Staatssekretariat Ende 2012 mit 3,9 Prozent erreicht. Im Schnitt dürfte die Quote im kommenden Jahr bei 3,6 Prozent liegen, verglichen mit 3,1 Prozent im laufenden Jahr.
Die Lage am Arbeitsmarkt ist nach Ansicht des Stellenvermittlers Manpower allerdings noch nicht alarmierend. Die Schweizer Firmen zeigten sich derzeit abwartend: Bevor sie die Personalbestände erhöhen würden, wollten sie zunächst die weitere Entwicklung der Wirtschaftslage beobachten.