Hoher Besuch in Winterthur: Jill Biden, Ehefrau es demokratischen US-Vizepräsidenten Joe Biden, hat am ersten internationalen Berufsbildungskongress teilgenommen. Die Politikerin zeigte sich bei ihrem Besuch in der Schweiz beeindruckt von der Berufslehre.
Biden ist Pädagogin und Lehrerin und macht sich seit Jahren für die Berufsbildung stark. Zudem ist sie die erste «Second Lady», die Vollzeit arbeitet. Die 63-Jährige arbeitet in Washington an einem Community College, was vergleichbar ist mit einer Gewerbeschule.
Im Unterschied zum Schweizer System der Berufsbildung holen sich die Jugendlichen die praktische Ausbildung aber nicht in einem Unternehmen, sondern lernen den Beruf komplett in der Schule. Der oftmals schwierige Einstieg in die Wirtschaft folgt erst danach.
Beeindruckt vom «unique swiss model»
Biden zeigte sich in ihrer Rede deshalb beeindruckt vom «unique swiss model», dem einzigartigen Schweizer Modell. Auch in den USA müssten die Jugendlichen vermehrt die Gelegenheit haben, den Einstieg in die Wirtschaft schon während der Ausbildung zu schaffen.
Noch fehle aber vielen Unternehmen die Bereitschaft, Lehrlinge auszubilden. Biden befürwortet deshalb die Pläne der US-Regierung, die Berufsbildung zu erweitern und mit einem Anreizsystem Firmen zur Lehrlingsausbildung zu motivieren.
In ihrer Rede betonte sie aber, dass sie nicht als Politikerin spreche. «Ich bin keine Politikerin. Ich stehe jeden Tag in einem Klassenzimmer und sehe, wie junge Leute sich anstrengen, einen gut bezahlten Job zu lernen.»
Ein konkretes Bild vom «unique swiss model» der Berufsbildung hatte sich die Ehefrau des US-Vize am Tag zuvor in Uzwil SG gemacht. Biden stattete dem Technologie-Unternehmen Bühler einen Besuch ab und liess sich dort über die Lehrlingsausbildung informieren.
Schneider-Ammann: «Es braucht nicht nur Hochqualifizierte»
Bundesrat Johann Schneider-Ammann (FDP), der den vom Bund lancierten Kongress eröffnete, zeigte sich bei einem kurzen Medientermin stolz auf das Schweizer System. Es sei einer der grossen Trümpfe dieses Landes. Der Erfolg zeige sich in der relativ geringen Jugendarbeitslosigkeit von drei Prozent.
In anderen Ländern sie die Jugendarbeitslosigkeit viel höher, weil zu lange zu viel Gewicht auf die Akademisierung gelegt worden sei. «Es braucht nicht nur Hochqualifizierte.»
Einem Anreizsystem oder gar einer Ausbildungs-Verpflichtung steht der Bildungsminister und ehemalige Unternehmer allerdings kritisch gegenüber. Das Schweizer System funktioniere heute so gut, weil es für die Unternehmen freiwillig sei, Lehrlinge aufzunehmen. Eine Verpflichtung dämpfe bei den Firmen nur die Motivation.